Re: Selenskyj mischt sich in den deutschen Wahlkampf ein

Russische Geheimdienstler sprechen von angeblichen westlichen, insbesondere britischen, subversiven Aktionen in einzelnen "autonomen" Teilrepubliken. Das scheint bei aller gebotenen Skepsis plausibel.

Da würde ich eher bei der Skepsis bleiben. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass an diesen Räuberpistolen irgendetwas dran ist und der russische Geheimdienst ist jetzt auch nicht unbedingt für seine strikte Wahrheitsliebe bekannt. Ich kann kein Interesse des Westens an einem Zerfall der Russischen Föderation erkennen und auch keine Politik, die in diese Richtung zielte. Gäbe es die, dann hätte Putin sicherlich nicht so bedenkenlos seinerseits Separatisten in der Ukraine unterstützt bzw. diese sogenannte "Bewegung" überhaupt erst ins Leben gerufen und dann gesteuert - denn der Westen hätte ja das gleiche tun können. Die einzige nennenswerte (und gefährliche) separatistische Bewegung in Russland waren die Islamisten in Tschetschenien, mit denen der Westen so gar nichts am Hut hatte. Die vom Westen betriebene "Zersetzung" war immer auf eine Demokratisierung gerichtet, nicht auf die Erfüllung separatistisch-nationaler Träume. Ganz im Sinne Dahrendorfs ging es vor allem um Bürgerrechte für die Menschen, nicht um die sogenannte Selbstbestimmung der Völker.

Man kann schon auf den Gedanken kommen, dass Russland alleine durch seine Größe und seine Zwitterexistenz als europäische und asiatische Nation in Europa ein Fremdkörper ist. So ähnlich wie das Deutsche Reich im 19. Jahrhundert in Kontinentaleuropa zu einer Supermacht heranwuchs, mit der dauerhaft kein stabiler Friede möglich war, weil es sich in einer solchen Ordnung eine Beschränkung seiner Möglichkeiten sah. Erst nach der Niederlage und der Zerschlagung des Deutschen Reiches ebnete sich der Weg hin zu einer europäischen Friedensordnung.

Deshalb sahen viele unserer europäischen Freunde die Wiedervereinigung lange skeptisch. Es waren vor allem die Amerikaner, die den Deutschen halfen diese Bedenken auszuräumen.

Deutschland hat diese Niederlage (eigentlich zwei innerhalb von 27 Jahren) jedenfalls nicht geschadet - ganz im Gegenteil.