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  • Me two

mehr als 1000 Beiträge seit 13.11.2024

Re: Europa sollte sofort...

eCommercify schrieb am 10.01.2025 12:00:

...jegliche Unterstützung der Ukraine einstellen, bis Selenskyj abgewählt oder anderweitig entfernt wurde und der Krieg beendet ist.

Stell Dir vor, Du rettest jemanden, der von einem anderen verprügelt wird und zum "Dank" prügelt er auf Dich ein oder fügt Dir Stichwunden zu. Das würde man doch auch nicht akzeptieren!

Stell Dir vor, Du unterstützt jemand und der nimmt den Nachteil, dass sein Gegner Einnahmen aus Deiner Abhängigkeit generiert, in Kauf, um Dir den Weg aus der Abhängigkeit seines Gegners zu ermöglichen.
Du bekommst eine Frist von fast drei Jahren um Dich umzustellen, bis das, was eigentlich am ersten Tag hätte stattfinden müssen, eintritt. Drei Jahre lang konnten die Russen mit österreichischem und ungarischem Geld Waffen gegen die Ukraine kaufen.

Die westlich orientierten Staaten haben sich neu aufgestellt, mit Hilfe der Nachbarn. Österreich bekommt zum Beispiel jetzt Gas auch über die vorausschauend angelegten Überkapazitäten deutscher LNG Terminals.

Nicht angepasst haben sich die russlandorientierten Staaten, die jetzt jammern.

Vielleicht hätte die Ukraine ja weiter durchgeleitet, wenn Orban im Rahmen der EU anders gehandelt hätte. So hat die Ukraine genau das richtige gemacht, sie hilft den russlandfreundlichen Länder Europas nicht mehr dabei, den Aggressor weiterhin zu unterstützen.

Interessant ist aber etwas anderes. Die Ukraine hat sicherlich auch berechnet, wie hoch der eigene Schaden im Verhältnis zum Schaden der Russen ist. Und offenbar tun die sechs bis sieben Milliarden entgangener Umsatz den Russen mehr weh als die Milliarde Durchleitungsgebühr der Ukraine.

Russland hat mit seinen fossilen Geldreserven sowieso die Arschkarte gezogen. Indien bezahlt sein Rohöl in Rupien, und keiner will die in eine welthandelsfähige Währung tauschen. Mittlerweile lagert Russland Unmengen an Rupien in den indischen Banken, während man an anderer Stelle das Tafelsilber verscherbeln muss um den Handel mit China aufrecht zu erhalten, das seine Fossilien mittlerweile zum Herstellungspreis aus Russland bezieht. Indien und China machen den Hauptanteil des russischen Exports aus.

Und die Ukraine nagt gerade an der Rohölförderung. Bis auf einen Milblogger gestern hat das noch keiner so richtig auf dem Schirm, aber es ist seit Monaten bekannt. Russland hat seine Rohölförderung auf einen kontinuierlichen Absatz konzipiert, der ja vor dem Überfall durch die Pipelines bereits ganz gut gewährleistet war. Man braucht dafür keine Puffer, sondern pumpt quasi direkt ins Rohr. Nach der Umstellung auf überwiegenden Schiffstransport hat man dann aber das Problem, dass man vorne die Pumpen abstellen müsste, wenn hinten gerade mal kein Schiff am Terminal hängt. Natürlich hat Russland Zwischenlager, aber die sind an den regelmäßigen Strom über die Pipelines angepasst. Sie sind im wesentlichen bei den inländischen Raffinerien, die von dort dann weiterverarbeiten. Es gilt dabei: Je mehr Lagerkapazität vorhanden, umso länger dürfen die Pausen sein, umso höher ist der Gesamtdurchsatz.

Wenn die Ukraine es schafft, eine Situation herbeizuführen, in der die Speicher voll sind, und vorne die Pumpen abgestellt werden müssen weil man hinten nicht mehr weiß, wohin mit dem Zeug, dann frieren die Bohrlöcher im Permafrost zu und sind mit einfachen Mitteln nicht mehr zu öffnen. Es wäre dann billiger, direkt daneben neu zu bohren. Mit westlicher Hilfe oder Chinesischer, denn selbst bohren können die Russen nicht.

Ich hatte hier im Forum dazu auch schon was geschrieben, und gezeigt, dass es reicht, einen der kritischen Punkte für eine gewisse Zeit lahmzulegen um das System irreparabel zu beschädigen. Nun gibt es den ersten, der es für möglich hält, dass die Ukraine die Zwischenlagerkapazität so weit reduziert, dass Pausen bei der Abnahme zu Abschaltung von Pumpen führen und in Folge die Förderkapazitäten schrittweise sinken.

Ich halte das für charmant, denn der Westen bekommt damit eine sanfte Entwicklung anstatt einer harten Veränderung und kann sich auf den Abstieg Russlands aus den Top 3 vorbereiten. Ich denke, allein schon für diesen Komfort lohnt sich eine weitere Unterstützung der Ukraine.

Man könnte das Ganze ja noch unterstützen indem man den Schiffsverkehr durch die Ostsee für ein paar Tage oder Wochen blockiert, oder wenn die Ukrainer ihrerseits eine Seeblockade im schwarzen Meer durchsetzen, was sie vermutlich in ein paar Monaten sogar könnten.

Gründe gäbe es genug, sowohl in der Ostsee, als auch im Schwarzen Meer.

Was das Abwählen von Selenskyj betrifft, es ist bereits bestimmt, dass drei Monate nach Beendigung des Kriegszustandes neu gewählt werden wird. Putin kann also den Zeitpunkt seiner Abwahl, - oder Wiederwahl - selbst bestimmen. Als einziger übrigens. Es sei denn, die Ukraine gäbe auf, was in Anbetracht der aktuellen Vorsorge der Amerikaner für das kommende halbe Jahr relativ unwahrscheinlich ist.

Eher geht Russlands Wirtschaft den Bach ab.

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