Was für Kalkül Selensky gemacht hat, zweifle ich. Sensky war aber nie allein da. Auch die EU-Kommotion hat mitgespielt, und die Protesten aus Bratislava und Budapest nicht akzeptiert. Und in dieser Geschichte kommt Moldau dazu. Was für ein Kalkül folgt Maya Sandu?
Ein Grund warum man sollten Transnistrien mit Gewalt zu erobern – sei es durch Moldau oder die Ukraine. Kann man auch nicht ausschließen. Doch anders als erwartet von Moldau und die EU hat Transnistrien kein Gas aus Moldau akzeptiert, und Moldau selbst steht nun ohne Strom da. Warum? Weil ein Großteil des russischen Gases, das durch die Ukraine geliefert wurde, in Transnistrien zur Stromproduktion verwendet wurde – Strom, der anschließend nach Moldau exportiert wurde. Wie sich Moldau diesen Ablauf gedacht hat, bleibt ein Rätsel. Offenbar wollte man Gas im Westen beschaffen, es an Transnistrien verkaufen und dabei irgendwie profitieren. Doch wie Moldau angesichts der Kostensteigerungen Strom aus der EU kaufen will, ist eine andere Frage.
Maia Sandu hatte schon früher mit solchen Ideen gespielt – und sich erneut verkalkuliert. Sie ging offenbar davon aus, dass die Russen ohne weiteres Gas durch Rumänien Gas aus dem Turkish Stream liefern würden, und setzte darauf, die Verhandlungen mit Gazprom wieder nicht aufzunehmen. Doch Gazprom reagierte, wie zu erwarten war: Die Lieferung wurde gestoppt – nicht wegen *Force Majeure*, da kein Gas aus der Ukraine mehr fließt, sondern mit der Begründung, dass Moldau seine Altschulden nicht begleichen wolle. Mit dieser Ausrede plant Gazprom nun, den Vertrag endgültig zu kündigen. Interessant am Rande: Vor ein paar Wochen versuchte Österreich ein ähnliches Spiel mit Gazprom.
Besonders ironisch ist, dass Maia Sandu diese Art von Fehlkalkulation nicht zum ersten Mal unterläuft. Schon vor zwei Jahren verkündete sie, den Vertrag mit Gazprom nicht erneuern zu wollen, in der Hoffnung, günstiges oder gar kostenloses Gas aus der EU beziehen zu können. Tatsächlich bekam sie finanzielle Unterstützung aus Brüssel – genug für einen Monat Gas. Dieses wurde in Polen gekauft, allerdings zu einem Preis, der fünfmal so hoch war wie das, was Gazprom verlangte. Solidarität hat eben ihren Preis.
Das Geld war schnell verbraucht, und am Ende blieb Moldau nichts anderes übrig, als doch wieder in Russland um Gas zu bitten. Die neue Rechnung? Dreimal so teuer wie im alten Vertrag – aber immerhin günstiger als das EU-Gas. Diese Geschichte ist ein Paradebeispiel für Inkompetenz, unrealistische Vorstellungen und politischen Selbstbetrug.
Natürlich hat Maia Sandu die Entscheidung, den alten Vertrag mit Gazprom zu kippen, nicht allein getroffen. Zusagen und Druck aus der EU waren klar spürbar, aber niemand hatte sich offenbar die Mühe gemacht, einen soliden Plan für die Folgen zu entwickeln. Stattdessen herrschte die Haltung vor: „Wir schauen dann, was passiert.“
Auch diesmal hat Moldau den Blick nach Moskau vermieden – und wieder falsch kalkuliert. Zwar gibt es Stromleitungen nach Rumänien, aber die Kapazität reicht gerade einmal für 10–15 % des nationalen Bedarfs. Eine Gas-Pipeline nach Rumänien existiert ebenfalls, ist aber schlichtweg zu klein. Moldau behauptete, einen Vertrag für LNG-Lieferungen aus den USA abgeschlossen zu haben. Doch LNG müsste in Griechenland angelandet werden, wo die Leitungen längst ausgelastet sind. Die Frage, wie dieses Gas überhaupt transportiert werden soll, blieb unbeantwortet.
Als wäre das nicht genug, hatte auch die Ukraine die gleiche Idee: Gas in Griechenland kaufen, es durch Moldau transportieren und über Transnistrien weiterleiten. Nur: Was passiert, wenn Transnistrien einfach nicht mitmacht? Genau das ist eingetreten. Transnistrien verweigert die Zusammenarbeit, und nun bricht Panik aus. Erobern, attackieren oder eingreifen.
Bleibt die Frage: Will Moldau Transnistrien angreifen, um das Stromkraftwerk unter Kontrolle zu bringen? Angesichts der bisherigen Strategie wäre das kaum überraschend. Es wäre lediglich ein weiteres Kapitel in der Geschichte von Inkompetenz, unrealistischen Erwartungen und Selbstbetrug.