DrM schrieb am 13.02.2024 02:55:
alterpinguin schrieb am 12.02.2024 21:02:
Dann ist doch alles gut! Die östlichen Teile der Ukraine haben sich unabhängig erklärt und dann die Aufnahme in die russische Föderation angestrebt zum Schutz gegen die Übergriffe der Ukraine.
Nö, den Bürgerkrieg hat Russland angezettelt, um sich jetzt als Retter aufspielen zu können.
"Den Auslöser zum Krieg habe ich gedrückt"
"In einem langen Interview mit der in Moskau erscheinenden nationalistischen Zeitung Sawtra (Morgen) berichtet der russische Geheimdienst-Oberst Igor Girkin ausführlich darüber, wie er seit Februar erst die Besetzung der Krim mitorganisiert und nach deren Anschluss an die Russische Föderation einen Krieg im Donbass vom Zaun gebrochen hat."https://www.sueddeutsche.de/politik/russischer-geheimdienstler-zur-ostukraine-den-ausloeser-zum-krieg-habe-ich-gedrueckt-1.2231494
Original-Interview:
https://zavtra.ru/blogs/kto-tyi-strelok
Wo du schon das Interview erwähnst, warum zitierst du nicht aus diesem Interview, wie und warum Girkin überhaupt in die Ostukraine kam?
Alexander PROKHANOV. Igor Iwanowitsch, wie sind Sie überhaupt in diesen Krieg geraten?
Igor STRELKOW. Ich war Berater von Aksenov auf der Krim. Er ist ein Mann von enormem Charisma, klug, kompetent, vernünftig, talentiert. Ich befehligte die einzige Einheit der Krimmiliz: eine Spezialkompanie, die Kampfeinsätze durchführte. Aber nach dem Kampf um die kartografische Einheit, als zwei Menschen starben (und ich diesen Kampf befehligte), wurde die Kompanie aufgelöst, die Leute zerstreuten sich.
(...)
Als die ukrainische Regierung vor unseren Augen zerfiel, trafen ständig Delegierte aus den Regionen Noworossija auf der Krim ein, die wiederholen wollten, was auf der Krim geschah. Es bestand bei allen ein klarer Wunsch, den Prozess fortzusetzen. Die Delegierten planten Aufstände zu Hause und baten um Hilfe. Da Aksyonov eine solche Belastung hatte, arbeitete er 20 Stunden am Tag und bat mich, mich um die nördlichen Gebiete zu kümmern. Und er hat mich zu einem Berater in dieser Angelegenheit gemacht. Ich begann mit allen Delegierten zu arbeiten: aus Odessa, aus Nikolaev, aus Charkow, Lugansk, Donezk. Alle waren davon überzeugt, dass Russland zu Hilfe kommen würde, wenn es zu einem Aufstand kommen würde. Deshalb versammelte ich die verbliebenen Soldaten der Kompanie und rekrutierte Freiwillige. 52 Menschen versammelten sich.Wir kamen völlig zufällig nach Slawjansk. Wir brauchten eine durchschnittliche Stadt. 52 Menschen sind eine Truppe in einer mehr oder weniger kleinen Siedlung. Und sie sagten mir, dass Slawjansk den stärksten lokalen Vorteil habe. Wir haben diese Option als optimal bewertet.
(Link s.o.)
Girkin kam also nicht im Auftrag Moskaus und auch nicht mit einer großen Truppe, sondern auf Wunsch von Abgesandten der Aufständischen in der Ostukraine mit einem zusammengewürfelten Haufen von 52 Mann. Dies berichtet er in einem anderen Interview berichtete:
-Woher kommt deine Truppe überhaupt?
- Diese Miliz ist natürlich stark mit Freiwilligen aus anderen Regionen verwässert. Die Abteilung, mit der ich nach Slawjansk kam, wurde auf dem Territorium der Krim gebildet. Ich werde es nicht verbergen. Es handelt sich allesamt um Freiwillige, zwei Drittel davon sind ukrainische Staatsbürger. Es gibt nicht nur Flüchtlinge aus der Krim, sondern auch aus anderen Regionen der Ukraine – aus Winniza, aus Schitomir und Kiew. Natürlich gibt es viele Einwohner von Donezk und Menschen aus der Region Lugansk. Auf ihren Vorschlag hin beschloss die Abteilung, in Slawjansk einzutreffen.
Zum Thema "Auslöser gedrückt" muss man wissen, dass Girkin erstmalig am 12. April 2014 in Slawjansk in Erscheinung trat und dort - mit Hile von weiteren Aktivisten vor Ort - ein Polizeipräsidium und das Gebäude des SBU besetzte:
Alexander PROKHANOV. Wie hat Ihre Bewegung Leute und Einheiten gewonnen?
Igor STRELKOW. Als wir in Slawjansk ankamen, trafen uns am Stützpunkt 150-200 Menschen. Und sie beteiligten sich mit uns am Angriff auf die Verwaltung für innere Angelegenheiten. Die Polizei verfügte über ziemlich viele Waffen – etwa hundert Maschinengewehre und 100–150 Pistolen. Die Leute bewaffneten sich sofort. Einige (Waffen) wurden jedoch gestohlen.
(...)
Bis Ende Mai hatten sich in der Republik Donezk 28.000 Menschen als Freiwillige gemeldet. 28.000 Menschen warteten wirklich auf Waffen. Wenn wir auch nur die Hälfte wegnehmen: kriminelle Elemente, zufällige, dann sind sogar 14.000 Menschen die Hälfte. Hätten wir Waffen gehabt, hätte sich die Situation völlig anders entwickelt. Als ich Donezk verließ, hatten wir noch nicht einmal 10.000 unter Waffen. Den Listen zufolge zählte die Slawische Brigade etwa 9.000 Soldaten. Aber davon gibt es etwa 5.000 Kombattanten, also Kämpfer selbst. Der Rest sind Logistikarbeiter, Köche, Freiwillige, Hilfskräfte ...
Dieses Ereignis und das Feuergefecht am nächsten Tag, als der SBU versuchte die Gebäude mit Waffengewalt zu stürmen und dabei 3 SBU Mitarbeiter getötet wurden, wird gerne als Auslöser des Kriegs im Donbas bezeichnet, in dessen Folge die ukrainische Armee in den Osten geschickt wurde.
Dies ist allerdings nicht korrekt, da bereits der Versuch die Gebäude in Slawjansk mit Waffengwalt zu stürmen bereits Teil der Anti-Terror-Operation der ukrainischen Regierung war und die Armee bereits Tage zuvor Truppen in die Ostukraine verlegt wurde, um dort gegen die Aufständischen vorzugehen.
So sagte der ukrainische Innenminister Awakow bereits am 9. April 2014 - also 3 Tage vor dem Vorfall in Skawjansk:
Ukraine's acting Interior Minister Arsen Avakov said Wednesday that an anti-terror operation against pro-Russian separatists in the country's east was underway and a crackdown from law enforcement could be imminent.
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Der amtierende ukrainische Innenminister Arsen Awakow erklärte am Mittwoch, dass eine Anti-Terror-Operation gegen prorussische Separatisten im Osten des Landes im Gange sei und ein hartes Durchgreifen der Strafverfolgungsbehörden unmittelbar bevorstehe.
https://www.dw.com/en/ukraine-warns-of-crackdown-on-pro-russian-protesters-in-east/a-17554583
Der Guardian berichtet in Bezug auf die Besetzung eines Gebäudes in Lugansk am 10. April 2014:
Interior minister Arsen Avakov told journalists in Kiev on Wednesday morning that "a solution to this crisis will be found within 48 hours", referring to seizures of government buildings over the weekend in the eastern regions of Donetsk, Kharkiv and Luhansk, where pro-Russian protesters are seeking referendums on greater independence from Kiev. Avakov said an "anti-terrorist operation in all three regions" could spring into action "at any moment."
Ukrainian television showed images of armoured troop carriers said to be driving in the direction of Luhansk.
https://www.theguardian.com/world/2014/apr/10/luhansk-protesters-occupy-security-headquarters
Der Einsatz der Armee war also bereits am 10. April 2014 - 2 Tage vor dem Vorfall in Slawjansk - angeordnet und die Truppenverlegung im Gange, zusammen mit der erklärten Absicht der Post-Maidan-Regierung, mit äußester Härte gegen die Aufständischen in der Ostukraine vorzugehen.
Aber zurück zu Girkin in Skawjansk. Im oben verlinkten Interview berichtet er noch folgendes zum Sturm auf due besetzten Gebäude und die Zeit danach:
Alexander PROKHANOV. Aber es gibt einen Faktor der Gewalt. NATO-Truppen und -Kontingente, die Bombardierung begann... Und wie verlief dieser Krieg phasenweise?
Igor STRELKOW. Zuerst wollte niemand kämpfen. Die ersten beiden Wochen standen unter dem Motto, dass beide Seiten sich gegenseitig überzeugen wollten. In den ersten Tagen in Slawjansk gingen sowohl wir als auch sie mit äußerster Vorsicht an den Einsatz von Waffen heran. Das erste Gefecht fand mit den SBU-Offizieren statt, die versuchten, uns zu vertreiben, aber in einen Hinterhalt gerieten. Nicht einmal gerade ein Hinterhalt, aber ein Gegenzusammenstoß, auf den sie nicht vorbereitet waren. Sie erlitten Verluste und gingen. Danach herrschte Ruhe. Die ukrainische Seite begann mit der Errichtung von Straßensperren und die 25. Luftfahrzeugbrigade erschien in unserer Nähe. Aber sie hatte keine Lust zu kämpfen. Es gelang uns, zuerst den Aufklärungszug und dann die Kolonne zu entwaffnen. Genau das war Abrüstung – unter den Läufen von Maschinengewehren, unter der Androhung, ihre Ausrüstung zu verbrennen, wagten sie es nicht, in die Schlacht zu ziehen und wurden von uns entwaffnet.
Dennoch berührten wir ihre Kontrollpunkte lange Zeit nicht und sie zeigten keine Aggression. Das sind die ersten Schritte.
Dann begann der Rechte Sektor, Sabotagegruppen auf uns zu schicken und es kam zu Feuergefechten. Es gab noch keine Nationalgarde – nur den Rechten Sektor. Die ukrainische Seite verhielt sich sehr vorsichtig und spürte Schritt für Schritt ab, wie sich Russland verhalten würde. Im ersten Monat gab es keinen Beschuss der Stadt. Der erste Beschuss von Slawjansk fand Ende Mai statt. Zuvor beschossen sie die Dörfer, berührten Slawjansk selbst jedoch nicht. Doch als ihnen klar wurde, dass Russland nicht reagieren würde, wurde der Beschuss immer intensiver und die Angriffe gepanzerter Fahrzeuge und Flugzeuge wurden immer massiver. Anfang Juni waren sie schließlich davon überzeugt, dass Russland sich nicht direkt einmischen würde, und unternahmen große Anstrengungen. Der erste massive Angriff auf Slawjansk fand am 2. Mai statt. Den nächsten Angriff führten sie am 3. Juni unter Einsatz aller Kräfte und Waffen – gepanzerte Fahrzeuge und Panzer – durch. Zwischen diesen Angriffen gab es Schlachten und lokale Scharmützel.
(oben bereits vom Vorposter verlinktes Interview)
Die ukrainische Post-Maidan-Regierung plante also den Einsatz der Armee bereits vor Slawjansk und setzte sie dann auch wirklich gegen die Aufständischen - die Bürger ihres eigenen Landes - ein, was bei jeder anderen Regierung in einem anderen Land, im Westen einen Aufschrei der Empörung und der Proteste auf höchster diplomatischer Ebene ausgelöst hätte.
Selbst der gestürzte vorherige Präsident Janukowitsch wagte es nicht die Armee gegen die Maidansympathisanten einzusetzen - selbst als diese in der Westukraine Verwaltungsgebäude besetzten und sogar ein militärisches Waffen- und Munitionsdepot plünderten.
This is the toughest question of all. But the possibility arises because the increasing levels of violence in clashes between protestors and police are already causing some civilians to arm themselves.
The most dramatic example so far was a raid by protestors on military buildings, including an arms depot, in the western Ukrainian city of Lviv overnight February 18-19.
The fact that the protestors seized arms in Lviv underscores one of the principle fault lines in the crisis.
https://www.rferl.org/a/ukraine-army-intervention-explainer/25271269.html