Regenwetter schrieb am 12.02.2024 18:27:
alterpinguin schrieb am 12.02.2024 17:32:
prinzipiell richtig, aber ..? Wir hatten doch gerade eine begrenzte Wahlwiederholung der letzten Bundestagswahl (Berlin Bereich ). Und die Ergebnisse zeigen keine drastischen Unterschiede zur aktuellen Ausrichtung (und auch den alten lokalen und damit bundesweiten Wahlergebnissen), wie sie die teilnehmende Wählerschaft sieht. ...
Mit anderen Worten, um Deine Frage zu beantworten: Die Herrschenden dürften keinen Grund sehen auch nur etwas umzudenken. Eine deutliche Änderung ist nicht in Sicht. Brutal für die gesellschaftlichen (ausgegrenzten) Verlierer bedeutet das, fast wie an der Front in der Ukraine, dass ihre Verluste noch lange nicht so angekommen sind, dass es deutliche Veränderungen geben dürfte. ...Ich habe Ihren Post verkürzt, nicht um zu entstellen. Sollte eine Entstellung aus Ihrer Sicht erfolgt sein, bitte ich um Hinweis.
Aus Ihrem Post ergibt sich für mich die Frage, inwieweit ich als Bürger, dessen demokratische Teilhabe auf das x alle 4 Jahre begrenzt ist, Verantwortung trage. Auch wenn ich das x verweigere, liegt darin eine politische Handlung, für die ich zur Verantwortung gezogen werden kann. Dies zur Verantwortung gezogen werden meint nicht eine rechtliche Beurteilung, sondern in der Gesellschaft werden durch die Machthabenden Fakten geschaffen, die für mich Auswirkungen haben. Die für mich selbst dann negative Auswirkungen haben, wenn ich zu den durch das Handeln der Machthabenden Priviligierten gehöre. (Wegfall der sozialen Sicherheit für die Mittel- und Unterschicht auf der einen Seite, Bildungsmisere, sozialer Umgang miteinander, scheinbar steigende Kriminalität gegen Leben, Gesundheit, Unversehrtheit) Es mag jetzt abwegig erscheinen, wenn ich auf das zusammen stürzende Benko Imperium verweise. Es ist nicht abwegig, weil es in einfacher Weise zeigt wie wirtschaftliche Interessen, willfährige (beziehungsreiche, in Amt und Würden stehende Politiker oder nicht mehr stehende) Politiker ein offensichtliches Schweinesystem betreiben, bei dem durch mediale Begleitung anfänglich der Eindruck erweckt wird, es nutzt dem "kleinen Manne" und der "kleine Mann" beim Scherbenaufen erkennt, verarscht, verarscht. Dann werden die "Schein-Aufreger" herausgegriffen, genüsslich ausgewalzt, aber nicht die Frage nach den zu Grunde liegenden Ursachen gestellt. Das Benko Imperium ist Geschichte. Der Bürger wird sich damit abfinden, dass sein Geld verschwendet wurde - und es wegen der Peanuts nicht weiter zur Kenntnis nehmen.
Übertrag ich die dahinter liegenden Strukturen auf den Ukraine-Krieg wird mir schlecht. Zum Beginn des Krieges bildete ich mir die Auffassung, es handelt sich um einen typischen Krieg zwischen 2 kapitalistischen Blöcken, bei dem die Ukraine das Pech hat, dass dieser Krieg auf ihrem Gelände ausgetragen wird und die Menschen in der Ukraine das Pech hatten eine politische Klasse gewählt zu haben, die die Ukraine zum Spielball anderer macht.
Allein schon wegen unserer Geschichte ging ich davon aus, Deutschland wird einen vermittelnden Weg gehen. Auch wenn mir kurz nach der Bundestagswahl eine Stellungnahme der DGaP aufgefallen war, die an die neue Regierung Forderungen stellte, die ich zu dem Zeitpunkt als "spinnert" bezeichnete. Deutschland ging einen anderen Weg und die Forderungen der DGaP wurden übererfüllt.
Ein nicht wegen seiner intellektuellen Fähigkeiten besonders aufgefallener Mitarbeiter sagte mir mal: Revolutionen gibt es nur im Zusammenhang mit Hunger. Ich betrachtete diese Aussage mit hoher Skepsis, bedeutet sie doch, das gravierende Brüche ohne eine theoretische Fundierung erfolgen und damit nicht tragfähig sind.
Die derzeitige Wirtschaftspolitik ist Ausdruck des urkapitalisten Geschwafels für die Trickle down ökonomie. Der nach außen aggressive Staat muss nach innen repressiv sein und in den (hier wirtschaftlichen) Eliten seine Stütze haben. Um mit Liebermann zu schließen: Ich kann nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte.
Natürlich besteht eine Verantwortung, selbst dann, wenn man sich als Nichtwähler angeblich versucht aus den Handlungen herauszuhalten. Es gibt aber deutliche Unterschiede bei der Größe dieser Verantwortung. Ein einfacher Wähler verschwindet da fast im Vergleich zu einem führenden Politiker oder Wirtschaftslenker. Bei einem dieser "Wirtschaftslenker" wird der Anteil an der Verantwortung noch größer je deutlicher nur die Profitinteressen zählen. Natürlich versuchen diese Leute meist ihre Verantwortung herunterzuspielen oder schlicht als nicht relevant einzustufen. Ganz "Intelligente" spielen das Verwirrspiel und weisen dem Wähler als einzigen die Verantwortung zu. Da sollte man unterscheiden können und der alte Spruch, dass mit großer Macht auch eine um so höhere Verantwortung einhergeht, nicht vergessen.
Nichts desto trotz gilt, dass Wähler, die meinen mit ihrer Stimme bedeutungslos zu sein, im Grunde ein ähnliches Verwirrspiel betreiben. Allerdings mit dem Unterschied, dass sie als kleine unbedeutende "Machtfaktoren" in erster Linie die Zeche bezahlen dürfen. Sie schneiden sich selbst ins eigene Fleisch, wenn sie das nicht begreifen und/oder einfach nur leugnen wollen. Trotzdem scheinen viele, auch in Deutschland immer noch zu glauben, dass sie zu den Gewinnern gehören. Die deutsche Geschichte scheint da erfolgreich vergessen zu sein.