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mehr als 1000 Beiträge seit 28.05.2000

Die Gefahr des Schwarz-weiß-Sehens

Hallo elfboi,

> Ich sehe momentan aber auch eher Gefahr in der
> bürgerlichen Rechten (CDU/CSU und sowas)

Es gibt einen nachdenkenswerten Satz von Joschka Fischer über den
ehem. Innenminister Kanther: "Kanther ist zwar ein *rechter*
Demokrat, aber er ist ein *Demokrat*". Ich halte es nicht nur für
unfair, jeden CDUler, Konservativen usw. bis zum Anschlag nach rechts
zu schieben, sondern auch für gefährlich. Wirft man solchen Leuten
ständig vor, Nazis zu sein, entsteht die kuriose Situation, dass die
echten Nazis die einzigen sind, wo er sich salopp gesagt noch blicken
lassen kann, denn alle anderen haben ihn ja verbal verstoßen. Und so
kann es durchaus passieren, dass ein "Aussätziger" sich mit anderen
"Aussätzigen" verbrüdert - denn kaum etwas verbindet mehr als ein
gemeinsamer Feind. Das kann einfach nicht in unserem Sinne sein,
vielmehr sollten wir uns so verhalten, dass diejenigen, in denen noch
ein Fünkchen Demokrat steckt, nicht gänzlich nach rechts abdriften.
Mit Beschimpfungen und Beschuldigungen macht man sich nunmal keine
Freunde. Es ist dabei unerheblich, wie sehr man sich selbst dabei im
Recht fühlt. Ganz abgesehen davon, dass man sich auch die Frage
gefallen lassen muss, wie weit man angesichts dessen selbst noch ein
Demokrat ist.

> bürgerliche Rechte wettert beispielsweise gegen das
> Antidiskriminierungsgesetz und will das kippen oder wenigstens soweit
> verwässern, daß z.B. ein Vermieter bei seiner Wohnung sagen darf:
> Schwule und Neger unerwünscht!

Ein in der Tat heikles Problem. Hier stehen sich das private
Interesse eines Vermieters und ein gesellschaftliches Interesse
gegenüber. Letzteres besteht darin, keiner Ghettoisierung Vorschub zu
leisten, und dazu ist eine gewisse "Manövrierfreiheit" notwendig. Der
"ideale" Vermieter wäre der, der die Bewohner seiner Häuser so
"mischt", dass sie die Verhältnisse im Großen widerspiegeln, der - 
überspitzt gesagt - in seinem "Herrschaftsbereich" dafür sorgt, das
weder "arische" noch "Neger"-Viertel entstehen. Ideologische
Befindlichkeiten sind hier wie immer völlig irrelevant. Das Problem
ist nur, dass es den "idealen Vermieter" wohl nicht allzuhäufig gibt.

André

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