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454 Beiträge seit 23.01.2023

Fakten, Spekulationen, Meinungsbildung

Auch nach der Story von Hersh bleibt es Spekulation, ob die USA für die Sprengung der Pipeline verantwortlich sind. Es gibt zwar haufenweise Indizien, aber eben auch nur Indizien.

Das der Insider nicht genannt wird, ist nicht ungewöhnlich, den würde vermutlich eine Anklage wegen Hochverrats o.ä. erwarten, wenn er bekannt würde. Quellenschutz ist ein hohes Gut in der Demokratie. So wie Meinungsfreiheit auch.

Was viel interessanter als die Enthüllungsstory ist, ist der Umgang von Politik und Medien mit ihr.

Da wird ein Stück kritische Infrastruktur gesprengt, ein Milliardenschaden entsteht, eine Reparatur ist schwierig bis unmöglich.
Man würde erwarten, dass es Staat, der davon betroffen ist, alles daran setzt, den Täter ausfindig zu machen, und dann entsprechende Schritte einzuleiten. Und wenn die Regierung das nicht tut, würde man erwarten, dass die Opposition das bemängelt - schon um sich selber als die bessere Regierung zu profilieren. Die CDU, deren Herr Merz sich als den kompetenterem, entschlosseneren Kanzler sieht - tut nichts dergleichen. Das Thema wird nicht ausgeschlachtet, es werden keine Untersuchungsauschusse gefordert, es gibt keine Anfragen an die Regierung.
Diese parlamentarische Arbeit übernimmt ausgerechnet die AfD! Deren kleine Anfrage wird zwar beantwortet, aber von den 22 Fragen wird der überwiegende Teil mit dem Verweis auf die Geheimhaltung abgebügelt.

Die Berichterstattung in den Medien ist ein Trauerspiel. Sehr schnell schießt man sich auf Russland ein (da reicht der Verdacht offenbar hin, um ihn laut raus zu posaunen). Nach kurzer Zeit zeichnet sich aber ab, dass Russland als möglicher Täter eher unwahrscheinlich ist. Und damit ist die "Arbeit" der Journalisten auch schon fertig. Recherche findet nicht statt.
Dann kommt ein Journalist mit einer Story, die an Sprengkraft kaum zu überbieten ist. Wenn es stimmt, dass die USA unter Einbeziehung von Norwegen die Pipelines gesprengt haben, wäre das eine Kriegserklärung (so sieht es zumindest die US Administration). Auf alle Fälle aber ein gewaltiger Schaden für die Beziehungen zu den "Partnern" und das Ansehen der USA allgemein.
Kaum eine Zeitung bezieht sich inhaltlich auf die Story. Stattdessen wird mit Dreck geschmissen, der Autor wird diskreditiert. Sein Alter(!) wird thematisiert, dass es nur eine Quelle gibt, dass die anonym sei, usw.. Der Höhepunkt der Journalisten Recherche besteht darin, dass man bei der CIA nachfragt, ob die Story stimme!

Wie gesagt, wer für die Sprengung verantwortlich ist, bleibt Spekulation. Aber der Umgang von Politik und Medien spricht für sich: es kann nicht sein, was nicht sein darf.

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