In einer Zusammenfassung der Studie findet sich folgende Feststellung:
„Auf einer Skala von 1 bis 11 (1 = Links bis 11 = Rechts. Skalenmittelpunkt = 6) stufen sich aktuell die Jugendlichen mit einem Mittelwert von 5.3 ein. Damit ist die Selbstpositionierung
insgesamt stabil (2019: 5.1).“Sollte sich die Zuordnung im wesentlichen an der eigenen Meinung der 12- bis 25-Jährigen orientieren, dann wäre dies wohl wenig aussagekräftig. Außerdem gilt das Rechts-Links-Schema ohnehin als zu eindimensional. Es müssten mindestens zwei Achsen bestehen, die sozialökonomische und gesellschaftspolitische Einstellungen getrennt darstellen.
Meiner Meinung nach ist die gesamte Fragestellung mit der Links/Rechts-Skala totaler Humbug.
Ich behaupte: Die meisten Menschen - gleich welchen Alters - würden von sich aus sagen, das sie eher links der Mitte sind.
Ich kenne den Fragebogen zu der aktuellen Studie nicht, bzw. kann nur den aus 2010 dazu finden.
In 2010 kommen außer dieser Selbsteinschätzung eigentlich keine Fragen, die eine wirkliche links/rechts-Einordnung ermöglichen.
Also kein nachhaken, wie es zu konkreten politischen Ansichten oder Forderungen steht. Der ganze Fragenblock zu Politik war in 2010 sehr dünn. Die Fragen zum Klimawandel waren da z.B. deutlich detaillierter.
Außerdem heißt es in der Zusammenfassung der Shell-Studie:
„44 % der Jugendlichen meinen, »Eine starke Hand müsste mal wieder Ordnung in unseren Staat bringen«. 25 %haben hier die Antwortkategorie »Trifft voll und ganz zu« oder »Trifft zu« gewählt, weitere 19 % die etwas relativierende und weniger eindeutige Kategorie
»Trifft eher zu«.“
Auch hier wäre der Aufbau der Fragestellung interessant.
In 2010 waren ähnliche Antwortmöglichkeiten gegeben. Allerdings ausschließlich als Folgefrage an die Teilnehmer, die Demokratie für keine gute Staatsform hielten.
Warum man Demokratie für keine gute Staatsform hielt wurde übrigens nicht gefragt.
Von den Ergebnissen zu Studien, deren Fragen ich nicht kenne halte ich generell nichts.
Kann man doch über die Auswahl der Fragen generell und die Frage- und vor allen Antwortstellung im speziellen, sehr genau beeinflussen was am Ende herauskommen wird, lange bevor auch nur der erste Teilnehmer interviewt wurde.