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355 Beiträge seit 17.07.2001

Re: Geschäft ist Geschäft

observer3 schrieb am 18. Juni 2007 12:08

> Zwei Motoren treiben den eskalierenden Sicherheitswahn an:
> 1.) Die Politik ....
> 2.) Der Bereich "Sicherheit" ist eine wahnsinnig boomende Branche in
> der -zig Milliarden verdient werden. ..., unterliegt keinerlei vernünftigen finanziellen Kontrolle.
> Häufig an normalen Ausschreibungsverfahren vorbei können in dieser
> Branche riesige Summen verdient werden.
> ...

> Dieser zweite Bereich, ..., hat ein
> erhebliches Geschäftsinteresse daran, den ersten Bereich, die
> Verbreitung von Angst und Hysterie seitens der Politik, zu
> unterstützen. ... Der politische Hysteriker macht seine Karriere
> als "Terror-" oder "Sicherheitsexperte". Die Unternehmen machen fette
> Gewinne. Der arme Steuerzahler darf das ganze Theater finanzieren.


Dieser Analyse stimme ich zu. Und die Steuergelder fehlen dann in
genau den Bereichen, in die man hätte investieren sollen, um dem
vorzubeugen, was dann die Überwachung verhindern soll.

> ...diese ganze Hysterie ... aber auch
> jeder realen Grundlage entbehrt. Kein einziger Mensch in Deutschland
> ist bis jetzt von muslimischer Terroristenhand gemeuchelt worden. Die
> immer wieder angeführten "Kofferbomber" sind eine stymperhafte
> Inszenierung.
> ...
> ... Auf dieser Grundlage fordert man
> schonmal den Abschuss von entführten Passagierflugzeugen.

Ich dachte, dieses Thema sei vom Tisch?

> Das ist blanke Paranoia. Das Machtmonopol des Staates wird so
> definiert, dass er das Recht, ja die Pflicht hat, die Menschen
> umzubringen bevor es irgendwelche Terroristen tun. Wirklich, ein sehr
> interessanter Ansatz zur "Verhinderung" terroristischer Gewalttaten.

Naja, es ging ja darum, diese Flugzeuge abzuschießen, bevor die
Terroristen noch größeres Unheil damit anrichten.
Ich halte es nicht für klug, Kritik mit überzogenen Argumenten zu
üben, zu leicht gibt man Gegnern die Gelegenheit nach der Regel
vorzugehen: "Widerlege das schwächste Argument deines Gegners und
zeige dann, dass deshalb alle anderen Argumente auch nicht gelten."
Ein beliebter rhetorischer Kniff.

> Als denkender Mensch steht man kopfschüttelnd vor diesem Wahnwitz.
> Dass die Unternehmer im Bereich "Sicherheit" alles Mögliche an
> Bedrohungsphantasien herbeilügen um Geschäfte zu machen, ist nicht
> anders zu erwarten. Denen gilt das als erweiterte Werbung für Ihr
> Produkt, die totale (totalitäre) Sicherheit.

Sinn, Ziel und Zweck eines Unternehmens ist in der Tat _allein_ das
Geschäftemachen. Nichts sonst. Und genau da sehe ich die Crux
'privatisierter' Sicherheit. Was ist, wenn die Geschäfte mit den
Terroristen bessere Geschäftserfolge versprechen. Wobei es ja auch
Leute geben soll, die das Jahrzehnt als Terrorist begannen, und als
Staatsoberhaupt beendeten, z.B. George Washington.

> Bei den Politikern, die diese Sicherheitshysterie mitmachen, gibt es
> eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder sind alle Zyniker
> (eventuell sogar von der Sicherheitsbranche geschmiert), oder sie
> glauben ihre eigenen Bedrohungsphantasien tatsächlich selbst.

Sowohl als auch! Wobei in diesen Fall auch noch gilt: Schmiergelder
für paranoide Politiker sind geringer als die für nicht-paranoide.

> ...
> Hat denn niemand von diesen Polit-Clowns etwas aus der Geschichte
> gelernt?

Die Morphogenese des - mit Gestaltungswillen des politischen Lebens
ausgestatteten - Politikers zum - planlosen - Polit-Clown ist ohne
den Erwerb von Geschichtsblindheit nicht möglich.

Was ich an diesem Artikel interessant finde, ist die Einschätzung der
Bedrohungslage durch die Betroffenen selbst. Entgegen ihrer Rede von
der terroristischen Gefahr halten sie sich wohl in irgendeiner Weise
für unverwundbar. Da kann man ihnen nur viel Glück wünschen, sie
werden es brauchen.
Bisher war kein noch so ausgeklügeltes Überwachungssystem
ausreichend, eine von der Bevölkerung getragene Umstrukturierung der
Gesellschaft resp. des Staates aufzuhalten. Im Gegenteil, - je
umfassender die Überwachungsmaßnahmen sind, desto mehr ist jeder
bereit den Staatsorganen zu erzählen, was diese hören wollen - egal
ob es stimmt oder nicht. Mehr Überwachung führt also zu weniger
Wissen, nicht zu mehr. Für die Überwachung dann ausgerechnet
Privatunternehmen zu beauftragen, wird diesen Effekt noch verstärken,
denn solange für die Unternehmen noch Aussicht auf Kohle besteht,
werden diese erzählen, was immer die Auftraggeber hören wollen. Also:
Bevölkerung belügt (aus Angst) die privaten Überwacher, die privaten
Überwacher belügen (aus Habgier) ihre Auftraggeber. Für die Eliten
heißt das: kein Plan, keine Ahnung.

Zu guter Letzt bleibt die ganze Überwachung sinnlos, wenn nicht die
Mittel zur Verfügung stehen, die Konsequenzen aus den durch die
Überwachung gewonnen Erkenntnissen zu ziehen. G8 kam sicher vielen
Berufskriminellen entgegen, so wie da manche Polizeireviere personell
ausgedünnt wurden, nur um in Heiligendamm Stärke demonstrieren zu
können. Heute morgen konnte ich in der 'Badischen Zeitung' lesen,
dass hier zahlreiche Polizeireviere gar keinen Online-Anschluss
haben, dementsprechend bezeichnete der Polizeisprecher dann auch die
'Online-Durchsuchung' als 'Witz'.

> Man wird an den Ausspruch Albert Einteins erinnert, der in anderem
> Zusammenhang schon im TP-Forum zitiert wurde:
> "Zwei Dinge sind unendlich: Das Weltall und die menschliche Dummheit.
> Bei ersterem bin ich mir allerdings nicht ganz sicher".

Wenn man diesen Ausspruch bei jeder sich bietenden Gelegenheit
aufsagen würde, man käme zu nichts anderem mehr.

Greez
AndreasB   

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