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  • Angstroem

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Bauern vs. Adlige

Andreas Bohland schrieb am 18. Juni 2007 11:35

> Die früh- und hochmittelalterliche Lehenswirtschaft funktionierte
> deshalb so gut, weil sowohl Bauern wie Adlige wussten, wie heftig sie
> voneinander abhingen.

Oh, welche denn? Der Bauer konnte sehr wohl ohne den Adel leben. Den
Schutz irgendeiner Schutzstaffel unter adliger Leitung brauchte er
nicht -- gegen marodierende Banden half die nämlich nichts bzw. es
war im Zweifelsfall sinnvoller, sich mit anderen Bauern zusammenzutun
und sich selbst zu helfen.

Der Bauer brauchte auch nicht die Stadt, zumindest nicht, um zu
existieren -- wohl aber, um seinen Reichtum zu steigern. Und damit
kommen wir zum Kern des ganzen Gefüges: Es geht einzig und alleim um
die Mehrung des Besitzes.

Der Adel brauchte Geld. Zum Leben und zum Unterhalt des Lebensstils.
Je mehr, desto besser.

Der Bauer brauchte ebenfalls Geld -- um den Lebensunterhalt
aufzubessern bzw. als universelles Tauschmittel gegen andere
Bedarfsgüter, die er sich dann nicht mehr selbst erstellen wollte
bzw. Arbeiten, die er neben dem reinen Agrarbetrieb nicht durchführen
konnte/wollte (-> Schmiede- und Zimmermannsarbeiten).

Sprich: Der Bauer war grundsätzlich selbst in der Lage, sich
durchzubringen, da er echter Wertschöpfer (Arbeit -> Produkt) war.
Der Adlige hingegen war bestenfalls Dienstleister und somit ein
effektives Faß ohne Boden.

Und genau das haben wir ja heute auch -- zu wenig Wertschöpfung, zu
viel Dienstleistung. Forciert durch unsere "Eliten".

> Das beste, was sich heutzutage tun lässt, ist den Blick nach vorne zu
> richten, das Fliegengesumm unserer hysterischen Eliten zu ignorieren,
> und stattdessen dafür zu sorgen, dass das Leben auch ohne 'Elite'
> seinen angemessenen Gang geht.

Richtig. Das Problem ist aber -- wie damals --, daß die "Eliten" es
dem Wertschöpfer zunächst mal so unangenehm wie möglich machen
können, was sich bisweilen in blutigsten Kämpfen niedergeschlagen
hat.

Aber offenbar funktioniert der Mensch als Ganzes nicht anders...
Statt daß man Schmarotzer rechtzeitig tilgt, füttert man sie, redet
sich ein, daß sie sinnvoll sind, gebraucht werden und verleiht ihnen
immer mehr Macht, bis sie sich verselbständigen und es schließlich
eines heftigsten Korrektivs bedarf.

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