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  • KarlderEinfaeltige

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Re: kurz gesagt

D.S. schrieb am 10.11.2024 01:42:

Der Westen hat Russland praktisch seit Ende der 80er über den Tisch gezogen.

Das war wirklich übel von der BRD, den Sowjets 60 Milliarden DM in die Hand zu drücken.

Bastian Matteo Scianna: Sonderzug nach Moskau. Geschichte der deutschen Russlandpolitik seit 1990. C.H. Beck, 2024, ISBN 978-3-406-82210-0, S. 63–64:
"Die «Stabilisierung der Stabilisierer» wurde zur Richtschnur deutscher und westlicher Ostpolitik. Denn durch Jelzin schien eine größere Unabhängigkeit der RSFSR und demzufolge die Auflösung der UdSSR immer wahrscheinlicher. Wirtschaftliche und humanitäre Hilfe war in Kohls Augen somit unabdingbar – auch für den Erfolg der demokratischen Reformen. Dies betonte er bei einem Treffen mit Präsident Bush im September 1991, bei dem in erweiterter Runde auch die junge Bundesministerin Angela Merkel zugegen war. (...) Wenn man jetzt nicht helfe, «komme uns dies am Ende sehr viel teurer zu stehen. Beim Marshall-Plan habe sich die frühzeitige Unterstützung sehr bewährt. Wir wollten Hilfe zur Selbsthilfe und nicht gutes Geld in ein Fass ohne Boden schütten.» Bis zum September 1991 hatte Bonn für die Länder Ostmitteleuropas 30 Milliarden DM bereitgestellt und über 60 Milliarden DM für die Sowjetunion."

Die Kohle war aber auch schnell wieder weg.

Mary Elise Sarotte: Nicht einen Schritt weiter nach Osten. Amerika, Russland und die wahre Geschichte der NATO-Osterweiterung. C.H. Beck, 2023, ISBN 978-3-406-80831-9, S. 138:
"Und die «12 Milliarden in der Kasse», die die Unterzeichnung des Zwei-plus-Vier-Vertrags ermöglicht hatten, verschwanden fast sofort, sobald sie die sowjetische Grenze überquerten, vermutlich in korrupte Hände. Als Baker 1991 wieder nach Moskau kam, beklagte sich Gorbatschow: «Wir haben eine Menge Geld für die deutsche Vereinigung bekommen, aber als wir unsere Leute anriefen und danach fragten, sagten sie, sie wüßten nicht, wo es geblieben sei.» Seine Berater konnten nur sagen: «‹Es ist einfach weg.›» Dass diese Mittel «spurlos» verschwunden seien, bestärkte Scowcrofts Verdacht, jeder amerikanische Beitrag werde «denselben Weg gehen.» Darum dachte die Regierung Bush «nur wenig über ernsthafte Hilfe für die Sowjetunion nach.»"

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (10.11.2024 17:39).

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