1. Die Wahl wurde durch die Landespolitik bestimmt, nicht durch die Bundespolitik. Das schließe ich daraus, dass es vor 6 Wochen im Saarland ein gegenteiliges Ergebnis gab, mit Erdrutschsieg der SPD und herben Verlusten der CDU. Wenn die Bundespolitik wahlbestimmend wäre, müssten beide Landtagswahlen vergleichbare Trends zeigen.
2. Da die Wähler vorrangig den etablierten Parteien ihre Stimme geben, scheinen sie mit den Krisenbewältigungsstrategien der letzten Jahre im Großen und ganzen einverstanden zu sein. Sonst müsste sich ein relevanter Teil der Wahlberechtigten von den etablierten Parteien wegbewegen, was aber eindeutig nicht der Fall ist.
Diesen zweiten Punkt finde ich insbesondere deshalb erstaunlich, weil es mit der Schweiz einen direkten Nachbarn gibt, der in der Weltwirtschaftskrise eine solidere Fiskalpolitik gefahren ist, bei der Coronakrise mit weniger Repression auskam und augenblicklich in der Ukrainekrise jeglicher militärischer Beteiligung eine klare Absage erteilt. Und diese 3 Entscheidungen haben gravierende positive (!) Folgen für die Schweizer Gesellschaft. Die Wähler der BRD sind also mit gravierenden negativen Folgen ihrer Bundespolitik einverstanden - trotz besseren Beispiels in direkter Nachbarschaft. Für mich ist das ein Rätsel - aber es ist definitiv Konsens.