Wo ist der tatsächliche Etikettenschwindel zu suchen?

Bernd Müller schrieb am 24. Mai 2023:

"Wobei der Begriff «Journalist» bei vielen Mitarbeitern der Öffentlichrechtlichen an Etikettenschwindel grenzt."

Meiner Meinung nach sind es nicht die Veröffentlichungen selbst, die eine Meinung beeinflussen, sondern die heimlichen Einflussnahmen, wie diese Veröffentlichungen zu bewerten seien:

kleptograph schrieb am 24.05.2023 08:34:

die russischen und ukrainischen Medien haben beide ein Glaubwürdigkeitsproblem und sollten nicht entscheidend für die Meinungsbildung hierzulande sein. Die News aus dem russischen Staatsfernsehn beindrucken, beeinflussen hierzulande niemanden, das war schon vor dem Krieg nicht viel anders.

Die Hoheit über die Meinungsbildung hierzulande haben aufgrund der Reichweite und immensen Budgets unser öffentlich rechtlichen Sendeanstalten und wenn diese Hoheit mißbraucht wird, ist es für uns ein Problem und betrifft uns, auf die russischen oder ukrainischen Sendeanstalten haben wir keinerlei Einfluss.

Was immer die Russen und Ukrainer für Probleme sollte daher aus einer möglichst neutralen , unabhängigen Perspektive betrachtet werden, was leider nicht stattfindet: In erster Linie wird die ukrainische Kommunikationslinie wieder und wiedergekäut .

Den ukrainischen Medien messe ich nicht bedeutend mehr Glaubwürdigkeit zu, als zb den russischen, auch diese sind eine Art Quasi Monopol. Wieso auf einmal unsere gesamte Regierung und diverse andere solch einen Vertrauensvorschuss liefern, bleibt mir ein Rätsel, kann man aber erstmal nicht ändern. Ich klage lediglich an, das meist völlig unreflektiert und ungeprüft Nachrichten aus der Ukraine verarbeitet und wiedergegeben werden , dann zwar mit dem Hinweis, kann nicht unabhängig bestätigt werden. Für die meisten Deutschen scheint das dann der gedruckten Wahrheit gleichzukommen...für mich und vermutlich andere kritische Geister zb eher nicht.

Glauben Sie allen Ernstes, dass Menschen, die freien Zugang zu allen solchen Medien haben in denen Propaganda nicht derart übermäßig serviert wird dass sie direkt rechtsverletzend ist, seien nicht in der Lage sich aus den gesamten Darstellungen aller Coleur (in dem Reigen mischen schließlich auch noch Linksextreme, Marketinginteressierte und whatever mit) eine Meinung zu bilden, die sie mit dem Wissen aus ihrer eigenen Lebenserfahrung sowie ihrem Gewissen vereinbaren können?

Die russische Bevölkerung muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie eine massive Einschränkung ihrer Informationsmöglichkeiten zulässt - zumindest dem größten Teil dieser Menschen, die auch wissen, dass sie auf diese Weise menschenrechtswidrig eingeschränkt werden. - - - Die hatten das zugelassen, solange dadurch die Bequemlichkeit ihres Alltags nicht beeinträchtigt wurde. Als es dann doch ihren Kindern und ihnen selbst an den Kragen ging, war es schon zu spät. Da hatten sie alle Karten bereits verspielt.

Natürlich gibt es auch in Russland einen Teil Menschen denen gar nicht bewusst ist, wie sie von der russischen Regierung manipuliert werden - den gleichen Anteil findet man in der deutschen Bevölkerung, die in Folge durch psychologisch-manipulativ eingeschränkte Informationsbeschaffung nur solche Quellen interessiert konsumieren, mit denen ein prorussisches Weltbild geprägt wird.

Ihr Beitrag ist ein Paradebeispiel, wie das funktioniert:

Einleitend wird vorgegeben, man müsse allen Medien misstrauen - anschließend werden dann jedoch vermeintliche Unzulänglichkeiten westlicher Medien beklagt - obwohl die Medien lediglich die Aufgabe haben, alle verfügbaren Informationen weiter- und deren Wahrheitsgehalt dabei anzugeben. Über die Machenschaften der Manipulation russischer (und vieler anderer östlicher) Medien, wird kein einziges konkret näher darauf eingehendes Wort verloren.

Die Tatsache, dass man auf den Inhalt ausländischer Medien keinen Einfluss hat, lässt die Möglichkeit - und sogar Pflicht - auf eine eingehend kritische Betrachtung zu und sollte in jedem Fall wahr genommen werden.

Das Gleichgewicht der Kritik wird von Personen mit vorgeblich neutraler als gewahrt behauptet, weil die Defizite der anderen Seite wenn auch nebulös, aber doch immerhin beiläufig erwähnt wurden - wohlwissend, dass geeigneten Opfer dieser Mangel gar nicht auffallen wird, solange diese mit vermeintlich spektakulären Angaben gefüttert werden, die für die Opfer selbst neu sind und deshalb der irrigen Meinung verfallen, sie würden zu einem Kreis weniger Auserwählter mit einzig wahrer Sicht auf die Dinge gehören.

Auserwählt sind die tatsächlich, allerdings nicht in der Weise wie die sich das einbilden.

Die ordentliche Erfüllung der Pflicht unserer Medien wird von Manipulatoren mit einfachsten rhetorischen Tricks als Unzulänglichkeit verfälscht dargestellt. - Mit solchen Methoden lässt sich alles an Leute verkaufen, die nicht über die für das Erkennen erforderliche Bildung sowie Kritikfähigkeit verfügen.

So gibt es durchaus gebildete Leute, deren Kritikfähigkeit jedoch aufgrund psychischer Defizite völlig ausfällt, sobald ihre nach Bestätigung dürstende Eitelkeit gebauchpinselt wird. Oder andersrum werden auch solche Leute zu Opfern, die durchaus kritikfähig sind, aber die heimtückischen Instrumente der Manipulation nicht kennen.

Ich kann mir den Aufschrei der Russenfreunde lebhaft vorstellen, den die anstimmen würden, wenn deutsche Medien Informationen nur aufgrund deren Unprüfbarkeit zurück halten würden - obwohl sie zur Weitergabe derselben mit entsprechendem Hinweis verpflichtet sind:

"Jauuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuul..."

Übrigens:

Auch Bernd Müller bedient sich des rhetorischen Intstrumentenkastens, z.B. indem er einfach eine reguläre Tatsache hervorhebend mit einem Vorwurf versieht, der eine völlig substanzlose Forderung enthält:

"Im Impressum der Studie wird auf eine Förderung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hingewiesen, aber nicht erklärt, was das Ministerium finanziell unterstützt."

Mit diesem Trick wird der falsche Anschein vermittelt, es sei für eine Förderung auch eine Erläuterung zum Förderer selbst erforderlich. Kann man so machen, muss man aber nicht.