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mehr als 1000 Beiträge seit 14.01.2016

Re: Die Fehler Putins

kodu schrieb am 26.08.2023 08:21:

1.) fehler nummer eins:
durch diesen völkerrechtswidrigen krieg hat putins privatkrieg die ganze welt nachhaltig destabilisiert. anstatt friedlich gemeinsam den planet zu retten, dann sowas?

Richtig! Allerdings haben die "masters of war" (nicht die Ukraine!) seit 30 Jahren auf diese Eskalation hingearbeitet.

Nö.
Die Russen sind ja sogar in die EU eingeladen worden und in die NATO.
Wollten sie nicht. Die wollten lieber imperiale Politik machen.

2.) fehler nummer zwei:
putins "militärische spezialoperation" hat nicht funktioniert: david selenskyj leistet tapferen widerstand gegen goliath putin, wer hätte das von einem durchaus symapthischen comedian gedacht?

Richtig! Der Westen hat - womöglich unerwartet für den Kreml - beträchtliche Ressourcen mobilisiert.
Ohne die ...!?

Da sind wir uns einig.

Selenskyi sehe ich im - Kontext des Krieges(!) - aber eher als "Marionette", die sich nur so bewegt, wie es die "Puppenspieler" wollen.

Selenski hat klar auf Rückeroberung der Krim bestanden. Das ist nicht bei allen im Westen gut angekommen.
Selenski wurde in den ersten Kriegstagen gefragt, ob er ein Fluchtflugzeug braucht. Er meinte wohl nur trocken, er hätte lieber Militärhilfe.
Die Selenski-Regierung äußert sich immer wieder sehr harsch über die zögerlichen Hilfen. Eine Marionette tut sowas nicht.

Nee, der ist keine Marionette.
Klar gibt es Einfluss, ohne westliche Militärhilfe wär die Ukraine weg, und er wird die Militärhilfe nur unter den Auflagen nutzen, die ihm gemacht werden, weil er ja sonst keine weitere Militärhilfe kriegen würde.
Aber er ist nicht mehr Marionette als, sagen wir, ein deutscher Bundeskanzler: Einflüsse ja, aber nicht Gehorsamspudel.

3.) fehler nummer drei:
putins marsch hat russland dramatisch geschwächt: der rubel rollt nicht mehr, er fällt ins bodenlose. schlimmer noch: die internationale reputation russlands ist dahin, vermutlich nachhaltig.

So nicht richtig! Russland sucht und findet ökonomische Alternativen.

Sucht: Ja.
Findet: Nur begrenzt.

Die Öl- und Gaseinnahmen sind ja eingebrochen, beispielsweise.
Und neue Transportwege zu erschließen dauert nun mal mindestens 10 Jahre.

"Schwächung" bedeutet nicht "Niederlage".

Natürlich nicht, aber jede Schwächung trägt zu einer Niederlage bei.

Die "internationale Reputation" Russlands ist - im Westen - doch bereits seit der Oktoberrevolution "dahin".

Völlig falsch. Bis zur Kriminvasion galt Russland als agressiver, unangenehmer, aber verlässlicher Konkurrent.

Im großen, immer selbstbewusster werdenden Rest der Welt sieht das allerdings anders aus. Hier findet Russland neue durchaus potente Bündnispartner (BRICS).

Wie potent das wird, muss sich erst noch zeigen. Es wär ja nicht der erste Anlauf, bisher sind die alle geendet wie das Hornberger Schießen.
Die BRICS-Staaten sind sich ja auch in vielen Dingen nicht einig. Die müssten erstmal 10, 20 Jahre damit verbringen, sich einig zu werden - aber wie sollen Indien und China je unter einen Hut kommen? Das sind beides nukleare Regionalmächte, sogar mit direkten Gebietskonflikten, und die Inder mögen auch überhaupt nicht, dass die Chinesen in die Weltmeere wollen.

Wenn die Chinesen zugunsten von BRICS zurückstecken, dann wird - vielleicht! - was draus.
Im Moment sehen sich die Chinesen aber als Hegemonialmacht von BRICS, was weder den Indern noch den Brasilianern passt, und solang das die Konstellation bleibt, wird auch aus BRICS nichts.

WIR Deutsche und Europäer haben uns diesen großen Nachbarn - auf transatlantisches Geheiß - zum Feind machen müssen

Nö.
Wir haben Russland nicht mal nach der Krimannektion als Feind eingestuft. Es gab ein paar Sanktionen und einen Klaps auf die Finger, aber mehr kam von Deutschland nie; im Gegenteil, Nord Stream 2 wurde ja weiter vorangetrieben, zum großen Missfallen der Amis.

und werden dafür einen noch zu ermittelnden Preis zahlen. Das ist der "Elefant im Raum", über den in der Öffentlichkeit (Leitmedien) nicht objektiv und nüchtern diskutiert werden darf, (weil sich die mühsam aufrechterhaltene Kriegsstimmung sonst womöglich deutlich beruhigen würde?)

Dieser "Elefant" ist eine aufgeblasene Maus, mehr nicht.
Es gibt ja auch keine Kriegsstimmung. Eher ein angenervtes "wie blöd, dass die Russen da Krieg machen". Die Kriegsstimmung ist eher ein Konstrukt russischer Antikriegspropaganda.

7.) fehler nummer sieben:
begründungen für diese militärische spezialinvasion? an banalitäten kaum noch zu überbieten. hunderttausende russen würden sich fragen wofür sie eigentlich gestorben sind. etwa für einen strandurlaub auf der krim?

Nein! Es ging von Anfang an um "CONTAINMENT", ein Zurückdrängen der Russen.

Nö, nicht wirklich.

Es begann mit den von Russland - zähneknirschend - hingenommenen NATO-Osterweiterungen.

Die gingen aber nicht von der NATO aus.
Sondern von den neuen Mitgliedern, die sehr genau beobachtet haben, dass in Russland wieder imperialistisches Gedankengut hochkam.
Wär ich Pole, würde ich schneller in die Arme der NATO flüchten, als irgendwer gucken kann. Lieber unter der Hegemonie der Amis als der Russen, die installieren einem wenigstens keinen kleptokratischen Diktator.

Die Versuche, die für Russland geostrategisch nicht zu überschätzende Krim in die Hand zu bekommen, in dem man in einem instabilen, korrupten Staat wie der Ukraine, "Regime-Change" zugunsten westlich orientierter Satrapen (Juschtschenko, Timoschenko, Jazenjuk...) organisierte ("Orangene Revolution", "Maidan 2014") brachten das Fass dann zum Überlaufen.

Ja, Poroschenko war halt ein Moskau-orientierter Satrap.
Die Ukrainer wollten den nicht mehr.
Und?

Oh, und Poroschenko war ja selbst korrupt.
Nach Poroschenko hat man die Korruption einzudämmen versucht. War ja Voraussetzung für den erwünschten EU-Beitritt, da zumindest Mindeststandards erfüllt sein müssen.
Der Angriff der Russen hat das ironischerweise beschleunigt, den ganzen Kleptokraten im Land sind ja die Ressourcen abhandengekommen und damit auch ihr Einfluss.

Die Schlüssel zur Beendigung des Krieges liegen in Moskau UND WASHINGTON.

Nee, in Moskau und Kiew.
Washington und die EU haben Mitspracherechte, aber sie würden sich echt schwertun, ihnen Wählern zu erklären, warum die Abtretung von ukrainischem Staatsgebiet jetzt ein Erfolg sein soll.
Weniger macht auch wenig Sinn. Putin hat sich als dreister Vertragsbrecher erwiesen, der ausschließlich auf militärische Realitäten reagiert, er wird also nicht einlenken, bevor der letzte russische Soldat aus ukrainischem Staatsgebiet raus ist.

Deutschland sollte sich ermannen, seine Interessen gegenüber der transatlantischen Bündnisführung in eigenem VITALEN Interesse klar zu formulieren.

Vitales Interesse Deutschlands ist, dass wir friedlich Wirtschaft machen können und keine Eroberungskriege abwehren müssen.
Nach Lage der Dinge bedeutet das, Russland nachhaltig von weiteren Eroberungszügen abzuschrecken und denen auch ihren Imperialismus auszutreiben. (Diese Vorstellung, dass Russland gegen potenzielle Agressoren einen Ring aus moskauhörigen Pufferstaaten braucht, ist Imperialismus in Reinform: Die eigenen Sicherheitsbedürfnisse werden priorisiert, die der potenziellen Satrapenstaaten gar nicht erst zur Kenntnis genommen.)

Wenn hier erstmal die Fetzen fliegen, wird unsere Handelsbilanz mit den USA definitiv zur Nebensächlichkeit werden.

Na ja, das haben wir mit Russland ja grad gehabt, dass Fetzen fliegen und die Handelsbilanz sehr schnell und gründlich irrelevant wurde.

Mit den USA wär's natürlich schwieriger.

Obwohl es bereits zu spät sein könnte. Und, wenn ich an unsere missionarisch "wertewestlich" geführte "Diplomatie" denke, habe ich wenig Hoffnung, dass das Ruder nochmal herumgerissen werden könnte.

Das Ruder "herumzureißen" macht auch wenig Sinn. Das macht man nur, wenn es wirklich nicht anders geht.

Das mit dem "Wertewesten" ist übrigens komischerweise ein hauptsächlich von Westkritikern vorgetragener Punkt. Die Politiker reden zwar davon auch, aber ich hab noch nicht gesehen, dass einer das so sehr hervorhebt, als sei das das einzig Wichtige in der westlichen Politik.

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