Staaten, die sich angegriffen oder gar in ihrer Existenz bedroht sehen, werden sehr prinzipiell.
Russland kämpft um seine Existenz als zu berücksichtigende Großmacht. Diesen Status stellt der Westen ganz praktisch in Frage. Ein Rückzug aus der Ukraine kommt also nicht in Frage, den müsste schon eine militärische Niederlage erwzingen - und dann würde sich vermutlich eher die Frage stellen, ob man Atomwaffen einsetzt.
Egal, wie man das findet, so kalkuliert Russland. Das ist das Datum, auf das man sich beziehen muss.
Die Ukraine verteidigt sich - nicht ihre Bevölkerung. Die muss als das menschenmaterial dafür geradestehen, dass die Regierung den Erfolgsweg der Ukraine in EU und NATO sieht, und das erzwingen wollte.
Und auch hier gilt, egal, wie man das findet, dass ist die Kalkulation der Ukraine.
Für den Westen gilt eine andere Kalkulation: eine direkte Konfrontation mit Russland möchte man vermeiden, aber das Resultat einer solche Konfrontation - die Ruinierung Russlands - gerne zum Nulltarif erreichen. Dafür stiftet man Waffen und Geld - letzteres kann man notfalls drucken.
Nun ist der Nulltarif aber nicht ganz ohne Kosten zu haben. Zum einen werden einige Staaten ökonomisch ganz schön gebeutelt. Dass die Bevölkerung verarmt ist eher kein Argument. Aber das die Machtfülle abnimmt, weil die Ökonomie nicht mehr die Mittel liefert, auf die man gerade jetzt verstärkt angewiesen ist, ist durchaus ein Grund die Unterstützung der Ukraine zu beenden oder herunterzufahren.
Dummerweise hat sich aber auch noch die Weltlage insgesamt geändert. Die Vorstellung, dass man Russland als Großmacht erledigen kann, um sich dann dem eigentlichen Hauptgegner China zuzuwenden, hat in weiten Teilen der Welt dazu geführt, dass die multipolare Weltordnung, die man mit dem Krieg in der Ukraine gerade verhindern wollte, zunehmend an Gesalt gewinnt.
Jetzt die Unterstützung für die Ukraine einzustellen, ohne dass Russland militärisch ausgeblutet und ökonmisch ruiniert ist, wäre nicht nur ein fatales Signal an den globalen Süden, es wäre auch in der Auseinandersetzung mit China ein Problem.