Strobl hängt seinen Fantasien nach, in denen es möglich erscheint das bürgerliche politische System systemimmanent zu überwinden ohne es zu zerstören.
Ich lese eher das Gegenteil heraus: Eine "politisch verantwortliche" Linke KANN sich nur innerhalb der Systemgrenzen bewegen. Und sie wird obendrein koalitionsgebunden agieren müssen, ist also noch mehr beschränkt.
Nur - und einzig - als "Opposition", mehr noch: also verlängerter Arm der APO, ist sie überhaupt imstande links zu bleiben. (BTW: Diese Lehre sollte man von den Grünen annehmen, bevor es auch für die Linken zu spät ist. Denn anders als die Grünen, die sich derzeit noch als FDP light profilieren können, werden die LINKEN nicht zur Ersatz-SPD.)
Die Linke regiert ja verschiedenenorts längst mit und ist z. B. in Thüringen, wo sie federführend ist, mit dem Projekt zugange, ihre systemerhaltende Relevanz zu beweisen.
Bemängelt der Autor das nicht mittelbar?
Falls das die Zahlen nach der nächsten Wahl überhaupt hergeben stellt sich dann praktische Fragen - 'Ist eine alternative Regierung ohne Linke und ohne AFD überhaupt möglich?'
Naja, da die GRÜNEN mit Schwarz und Rot ins Bett hüpfen, muss man sicherlich von Zweier-Koalitionen Abstand nehmen. Danach ist es nur noch eine Frage des Pfründe-Schutzes: Erweist sich die AfD weiterhin bereit, auch zukünftig den Pfründe-Schutz mitzutragen, ist sie sicherlich ein Faustpfand bei Verhandlungen mit SPD und GRÜNEN.
Selbst eine Fortsetzung der GroKo ("Lieber falsch regieren als nicht regieren.", oder wie war das noch?) ist derzeit im Bereich des Möglichen.
https://www.wahlrecht.de/umfragen/
'Wenn nein, kann man diesen Umstand dazu benutzen eine ein wenig überproportionale Rolle herauszuverhandeln?' Wenn ja, spricht ein wenig etwas für Regierungsbeteiligung. Das würde eine politische Krise vermeiden und einen vielleicht ganz ansatzweise sozialeren Kurs durch die schwierigen Zeiten bewirken.
Wie wäre es, von der SPD zu lernen? Man kann der SPD sicherlich vieles anlasten; doch sie hat bei Weitem nicht ALLES - und schon gar nicht allein - verschuldet. Trotzdem ist sie die einzige Partei, die dafür bezahlt.
Eine LINKE, die eine "überproportionale Rolle" ergattert, wird dafür ebenfalls überproportional zahlen. Wir sollten nicht vergessen: Trotz der, um es vorsichtig auszudrücken, wahrnehmbaren sozialen Verschlechterungen ist es der LINKEN nicht gelungen, sich mit ihrem Leib- und Magenthema zu profilieren. Okay, anders als die SPD fällt sie nicht. Aber noch nicht einmal jetzt, wo der soziale Druck immer weiter steigt, kann sie auch nur im Ansatz steigende Zustimmung verzeichnen.
Das wird kaum besser werden, wenn sie in "überproportionaler Rolle" auch weniger positive Entscheidungen mittragen muss; selbst dann, wenn es die Summe eher positiv ausfallen sollte.
Wer Politik betreibt, macht sich die Hände schmutzig.
Das ist eine nivellierende Relativierung. Trotz allem sollte man gewissen Werten treu bleiben. Die FDP hat bereits gelernt, dass es ansonsten schnell noch bitterer werden kann. Und die SPD ist auf dem besten Wege dorthin. Und schließlich ist mit einer aus dem BT fliegenden Linken denn auch niemandem wirklich geholfen.