Ich sehe es eher so, daß es "die Wahrheit" gar nicht gibt, die ist nur ein menschliches Hirngespinst. Es gibt begrenzte "Wahrheiten" im Plural, allesamt unvollkommen und verzerrt und im Konflikt miteinander, immer abhängig davon, was man glaubt, bestenfalls ein kollektives Konstrukt einer Gruppe. Und es gibt eine objektive Wirklichkeit, von der wir nur sehr wenig mitbekommen, weil wir nur für einen winzigen Bruchteil davon Sinnesorgane haben, und weil unsere Gehirne selbst davon nur einen Bruchteil verarbeiten können.
Unsere Körper existieren in dieser Wirklichkeit, aber unser Geist lebt in einer von ihm selbst erschaffenen künstlichen Welt, die aus Erzählungen besteht, aus Geschichten. Unser Geist will Dinge glauben und neigt eher dazu, seine Wahrnehmung so zurechtzubiegen, daß sie zu den Geschichten paßt, als umgekehrt.
Die einzige Möglichkeit, sich der Wirklichkeit anzunähern, ist durch die Wissenschaft. Aber dazu muß man ständig gegen seinen eigenen Glauben ankämpfen. Man muß so tun, als ob man gar nichts glaubt und alles anzweifeln, bis die gesammelten Beobachtungsdaten keinen Zweifel mehr zulassen.