auf_der_hut schrieb am 14.10.2022 00:32:
Es gibt keine demokratische Tradition, an die Russland anknüpfen könnte. Demokratie heißt für viele Russen wirtschaftlicher Niedergang, heißt Gorbatschow und Jelzin, heißt Putsch und Chaos. Anders als die Osteuropäer haben die Russen die Erfahrung, dass es nach einer Durststrecke durch das Ende der Planwirtschaft auch mit demokratischen Strukturen wieder aufwärts gehen kann nicht gemacht. In Russland ist der Aufschwung mit dem Namen Putin verknüpf.
Das erklärt vielleicht die starken Unterschiede der Meinungen älterer und jüngerer Russen, die man zB auf dem Youtube-Kanal "1420" sehen kann. Die Älteren, die die katastrophalen 90'er mitgemacht haben, denken so, wie du es beschreibst. Die Jungen sind, zumindest in den Großstädten, meistens westlich orientiert oder "völlig unpolitisch", Putin-Unterstützer hört man da eher selten.
Falls Putin stürzt, dann nicht, weil er sein Nachbarland überfallen hat, sondern weil er ihn nicht gewinnen konnte. Ich bezweifle, dass Russland durch Einsicht von seinem Expansionskurs abgebracht werden kann, sondern nur durch Niederlagen und Abschreckung.
Sehe ich genauso. Putin "ist" das politische Rußland, und wenn der einen Charakterfehler hat, dann den, keine Fehler zugeben und die Konsequenzen tragen zu können wie ein Mann. Lieber verheizt er weitere 300.000 Männer an der Front, in der Hoffnung, daß doch noch ein Wunder geschieht, und reitet das Land dadurch nur noch tiefer rein.