Ansicht umschalten
Avatar von Tschurkin
  • Tschurkin

mehr als 1000 Beiträge seit 10.05.2014

Allgemeine Überlegungen zum Umgang mit der Pandemie

Es ist vergleichsweise einfach, sich über zu empören, bzw. sich über Impfverweigerer, Heilpraktiker, g'spinnerte Esoteriker etc. lustig zu machen. Die von ihnen vorgetragenen Gründe, weshalb sie auf eine Impfung verzichten wollen, sind zum Teil auch atemberaubend, keine Frage. Die Schnittkante, die esoterische Spinnermeinungen von wissenschaftlich fundierten Expertisen trennen, ist jedoch in Bezug auf den Umgang mit dem Covid-19 Virus nicht so trennscharf, wie es dargestellt wird, bzw. es ist nur eine Schnittkante innerhalb eines Systems, in welchem Wissenschaftlichkeit nur Funktionen zu erfüllen hat. Dies bringt permanent Widersprüche hervor, welche dazu führen, dass grundsätzlich wissenschaftlich fundierte Ansätze hinterfragt und abgelehnt werden.

Covid-19 wurde uns vor knapp zwei Jahren als neuartiger Atemweginfekt bekannt, das gesundheitliche Risiko bestand darin, intensivmedizinisch versorgt werden zu müssen und gegebenenfalls daran zu sterben. Die Forderung nach einer Erhöhung der intensivmedizinischen Kapazitäten schien logisch, da ein Staat mit rund 80 Millionen Einwohnern mit ca. 28.000 Intensivbetten (das war die damals sehr häufig zu lesende Anzahl) unterversorgt zu sein schien. Der geforderte Ausbau kam nicht zustande, zur Begründung wurden in erster Linie Kosten genannt. Krankenhäuser müssen sich wirtschaftlich rentieren, daher sind Ausgaben Investitionen, die sich hinterher durch Einnahmen rechnen müssen. Intensivbetten sind teuer, es geht zum einen um das Bett mit sämtlichen Apparaturen an sich, also um die Hardware und die Bedienmannschaft, also speziell geschultes Fachpersonal, die in der Lage sind, die Apparaturen in der gewünschten Art und Weise zu bedienen. Anstatt sowohl Betten als auch Mannschaften aufzustocken, wurden sie gegeneinander verrechnet, die Argumentation lautete: 1) Was soll man mit den teuren Betten, wenn es keine Bedienmannschaften dafür gibt und 2) Was soll man umständlich und teuer Bedienmannschaften ausbilden, wenn es keine Betten gibt, die bedient werden müssen. Also wurde in der Konsequenz weder das eine noch das andere Problem angegangen, sondern es wurden Statistiken darüber veröffentlicht, die mehr Zweifel nährten.

An dieser Stelle ist es notwendig zu konstatieren, dass medizinisch wissenschaftliche Überlegungen ökonomischen Erfordernissen unterworfen sind.

Im weiteren Verlauf der Pandemie entstand eine Art internationaler Konkurrenz, welche Nation zuerst Impfstoffe herzustellen in der Lage ist. Die vermeintliche westliche Überlegenheit in wissenschaftlich-technologischer Hinsicht hat einen Schuss vor dem Bug bekommen, als Russland einen Impfstoff kreierte. Die Verteufelung des Impfstoffs nahm zum Teil groteske Züge an, erinnert sein an dieser Stelle an Ausdrücke wie „Russisch Roulette“ „Murks aus Moskau“. Das selbe „Nachrichtenmagazin“ informierte darüber, dass Konstantin Kuhle, innenpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion sagte, »der Impfstoff Sputnik V hat in zahlreichen Ländern einen erheblichen politischen Flurschaden angerichtet«. Das zu erwartende Umsatz- bzw. Profitvolumen auf dem Impfstoffweltmarkt, der den westlichen Pharmakonzernen exklusiv zur Verfügung stehen sollte, schien durch den russischen Impfstoff geschmälert, daher wurde er mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft. Es wurde sogar ein relativ langer Zeitraum in Kauf genommen, in dem die Impfungen Priorisiert wurden, es wurde behauptet, es stünde kein Impfstoff zur Verfügung, nur um den ständig zur Verfügung stehenden russischen Impfstoff nicht zu verwenden. Über Monate hinweg wurde die politische Entscheidung, besser gar nicht zu impfen, als mit Sputnik V, mit Argumenten verteidigt, die jeden esoterischen Impfskeptikerblödsinn vor Neid erröten lassen.

Hier wird erneut deutlich, dass medizinisch wissenschaftliche Überlegungen ökonomischen Erfordernissen unterworfen sind.

Ein weiteres Indiz für die These ist die Reaktion auf Kanzlerin Merkels Überlegung, einen weiteren Lockdown einzurichten. Frau Merkel wollte einen sehr kurzen, überschaubaren Zeitraum lang einen weiteren Lockdown einrichten über Ostern 2021. Die KFZ-Industrie hat dies jedoch abgelehnt:

https://www.automobilwoche.de/article/20210324/AGENTURMELDUNGEN/303239924/corona-bekaempfung-autoindustrie-warnt-vor-den-folgen-der-oster-ruhetage

Frau Merkel hat sich für ihren ungehörigen Vorstoß entschuldigt. Corona Maßnahmen beziehen sich vor allem auf die Freizeitgestaltung, Infektionen im Freizeitbereich wurden daher ständig in voller epischer Breite dargestellt, während der Berufsalltag scheinbar kaum Gefahren zu beinhalten schien. Auch das Fahren in öffentlichen Verkehrsmitteln wurde – sofern es dem Weg zur Arbeit diente – niemals so kritisch betrachtet als das Verhalten der Menschen während ihrer Freizeit. Aus wissenschaftlich-medizinischer Sicht könnte man dies durchaus kritisch betrachten, die Sichtweise ist aber an dieser Stelle nicht von Interesse.

Die wissenschaftliche medizinische Instanz, die offiziell für Corona zuständig ist, das RKI, veröffentlicht Statistiken, deren Inhalt bei genauerer Betrachtung endlose Zweifel säen. Plötzliche „methodische Umstellungen“, die weder erklär- noch nachvollziehbar sind, sondern eher in Richtung Verschlimmbesserung gehen, dumm und dümmer, werfen zweifellos die Frage auf, weshalb dies in dieser Form geschieht. Das RKI ist eine staatliche Behörde, laut Wikipedia eine „selbständige Bundesoberbehörde“, die sich im Wandel der Zeit immer als solche verhalten hat, d. h. zu jedem historischen Zeitpunkt versucht hat, den jeweiligen politischen Erfordernissen gerecht zu werden. Völlig klar, dass die fortan erscheinenden Statistiken vor allem die Arbeit der Regierung und des RKI in ein positives Licht rücken, der Sündenbock ist ja nun endlich gefunden, es sind die paar Hansel, die sich aus welchen Gründen auch immer nicht impfen lassen wollen, die mittlerweile mehrjährige Pannenserie der zuständigen Instanzen hingegen wird zu einer großartigen Erfolgsgeschichte verklärt und mit zweifelhaften Statistiken unterfüttert. Die Geschichte des politischen Umgangs mit „Seuchenängsten“ und Sündenböcken hat in Deutschland eine lange, sehr, sehr traurige Tradition, die Rolle des RKI sollte daher etwas kritischer betrachtet werden. Von wegen Hort der Wissenschaften...

Bewerten
- +
Ansicht umschalten