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  • auf_der_hut

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2008

Re: Einfache Erklärungen für einfache Gemüter

Wissenschaft setzt sich grundsätzlich nur mit Fragen auseinander, die im Prinzip durch Experimente oder Messungen entscheidbar sind. Wissenschaftliche Aussagen müssen falsifizierbar sein, mit einem validen Gegenbeweis ist die Diskussion beendet und die betreffende These tot. Die tote These könnte dann nur eine Renaissance erleben, wenn der Gegenbeweis seinerseits widerlegt wird.

Der Begriff der Meinungsvielfalt ist auf den wissenschaftlichen Diskurs nicht anwendbar. Meinungsvielfalt ist hier nur ein vorübergehender Zustand bis zur Klärung einer Frage. Der Zusammenhang zwischen anthropogenen CO2-Freisetzung und dem globalen Temperaturanstieg gilt als gesichert, die Gegenargumente als entkräftet. Es ist fruchtlos, wissenschaftliche Diskussionen ohne neue Argumente wie in einer Zeitschleife immer wieder von vorne zu führen. Wenn einer aus ideologischen Gründen meint, der Stand der Diskussion vor 40 Jahren gefalle ihm aber besser und nur über den solle man reden und alle neueren Messungen ignorieren, dann versucht er die Regeln des politischen Diskurses auf die Wissenschaft anzuwenden. Mit offensichtlich absurden Resultaten.

Der Begriff der Meinungsvielfalt kommt aus dem politischen Kontext, wo der Diskurs anderen Regeln folgt und grundsätzlich niemals abschließend entschieden werden kann. Politische Thesen sind nicht falsifizierbar, eine Seite setzt sich (in einer Demokratie idealerweise über Mehrheiten) durch. Damit ist die unterlegene Seite aber nicht widerlegt und verschwindet nicht. Der Meinungsstreit geht im Prinzip unendlich weiter. Es gibt keinen Fortschritt in dem Sinne wie es ihn in der Wissenschaft gibt.

Die Diskussion um den Klimawandel findet sowohl im wissenschaftlichen als auch im politischen Raum statt. Trotzdem sollte immer klar sein, in welchem Kontext man sich gerade bewegt. Politische Frage wäre z.B. welche Verantwortung die jetzt lebende Generationen gegenüber ihren Folgegenerationen haben, wer für Schäden als Folge des Klimawandels zahlen muss oder wie Lasten zur Erreichung der Klimaziele verteilt werden. Aktuelle wissenschaftliche Fragen wären die nach den zu erwartenden Auswirkungen der Erwärmung und nach Voraussagen wie hoch die globale Temperatur steigen wird. Wissenschaftliche Voraussagen (z.B. durch Modellrechnungen) sind ein Sonderfall: sie werden durch ihr Eintreten oder Ausbleiben bestätigt bzw. falsifiziert.

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