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Avatar von auf_der_hut
  • auf_der_hut

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2008

Re: Einfache Erklärungen für einfache Gemüter

Ich kann jetzt nicht ganz folgen, wie Sie vom IPCC zu Machiavelli kommen. Machiavelli konnte den wissenschaftlichen Diskurs, das Prinzip dass Messungen, Experimente und Beobachtungen über Richtig und Falsch von Theorien bestimmen, noch gar nicht kennen. Wissenschaftliche Fragen wurden in seiner Welt noch von der Kirche abschließend entschieden. Wer anderer Ansicht war endete (wie Machiavellis Amtsvorgänger) auf dem Scheiterhaufen. Sein Welt- und Menschenbild war geprägt von den Ränkespielen der florentiner Herrscherfamilie der Medici. Ich bezweifle, dass sich das so ohne weiteres 1:1 auf den IPCC und die heutige Politik übertragen lässt.

Auf der wissenschaftlichen Ebene ist die Diskussion über den menschengemachten Klimawandel genauso beendet wie der um die spezielle Relativitätstheorie oder um die Quantenphysik. Das mag man bedauern, weil man die Idee eines alles durchdringenden Äthers als absolutes Bezugssystem vielleicht ästhetisch reizvoll fand, es wird aber nichts mehr helfen, die alten Argumente jetzt bis ans Ende aller Tage zu wiederholen. Das Ziel der Wissenschaft ist nun einmal der Erkenntnisgewinn und das bedeutet, dass es einen kurvigen Pfad von dümmer zu schlauer gibt - aber es gibt (anders als in der Politik) eine eindeutige Richtung, keine kreisförmige Zeitschleife wo alles irgendwann zurückkommt. Das bedeutet nicht, dass Kritik am IPCC irgendwie falsch oder von vornherein unbegründet wäre, dass nicht eine Einzelmeinung einen stichhaltigen Einwand gegen den IPCC-Bericht enthalten kann. Aber die Aufgabe des IPCC ist nicht die inhaltliche Bewertung, sondern die Abbildung des aktuellen Standes des wissenschaftlichen Diskurses, um den für die Politik handhabbar zu machen. Dafür müsste eine kritische Arbeit aber etwas Neues enthalten und nicht irgendwo bei Adam und Eva wieder von vorne anfangen. Das tun aber praktisch alle "Studien" von sogenannten Klimaskeptikern.

Dieser Sachstand ist derzeit, erstens, die alten Klimamodelle der 70er Jahre haben erstaunlich exakte Voraussagen der heute beobachteten Messgrößen geliefert - sie sind also eine valide Entscheidungsgrundlage für die Politik. Zweitens: Bei der Abschätzung der Folgen des Klimawandels bewegen sich die IPCC Prognosen, verglichen mit dem, was heute schon messbar ist, eher an der Untergrenze als dass sie diese Folgen überschätzen. Die Schäden sind größer, die Folgen gravierender und die gegenläufigen positiven Effekte geringer als erwartet.

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