... Politiker schätze, vor allem angesichts all der Anfeindungen aus dem Westen, aber:
Nordstream 2 ist für die Russen wie auch für die auf europäischer Seite engagierten Unternehmen ein Wirtschaftsprojekt. Die Amis haben daraus ein Politikum gemacht, und natürlich erzwingt auch die deutsche Abhängigkeit von diesem Import angesichts der Untätigkeit bzw. Blockadehaltung bei den Erneuerbaren einen Dialog, nicht zuletzt über politische Dinge, die primär gar nichts mit NS 2 zu tun haben. So weit, so gut. Dialoge sind immer besser als Kriege.
Davon abgesehen ist auch Datteln 4 ein Wirtschaftsprojekt für seine Eigentümer. Und weil das jetzt hierzulande Mode ist und das inzwischen auch die Russen begriffen haben, wird alles schön grün angestrichen. Da ist Gas jetzt "umweltfreundlich", obwohl es das ganz und gar nicht ist, da wird von "Nachhaltigkeit" geredet, obwohl in Sachen Erdgas nichts nachwächst, nichts enkelverträglich ist, und sogar den Wasserstoffzug haben sie mittlerweile entdeckt, sind aufgesprungen und haben sich aufgeschwungen, grünen Wasserstoff liefern zu wollen. Da bin ich aber mal gespannt. Denn wenn sie ihn aus Erdgas erzeugen, ist er nicht grün. Außerdem könnten wir das auch selbst. Gewiss, Russland hat riesige Flächen. Da könnten man viel Strom aus erneuerbaren Quellen generieren; ich weiß bloß nicht, wie da so die "Erntebedingungen" sind, so fernab aller Wind generierenden Meere. Aber Kasachstan soll ja ziemlich viel Wind haben, wieso dann nicht auch Südrussland? Nur: Kasachstan ist als EE-Stromquelle fast so weit weg wie die Sahara. Da könnte man auch gleich dorthin gehen, wo viel Sonne scheint. Freilich, dort ist es politisch instabiler als in Russland, der NATO sei's geklagt.
Man wird mir vielleicht vorwerfen, ich verteufele Gas, wo wir doch mit Braunkohle ein viel größeres Problem haben. Ich würde das ja gerne glauben, echt. Und ich bin bereit, unbesehen zu glauben, dass die Leitungsverluste auf NS 2 vernachlässigbar sind. Das Ding ist immerhin nagelneu. Dass das aber auch für die binnenrussischen Leitungen und die Förderstellen gilt, glaube ich nicht unbesehen. Vom maroden Zustand der durch die Ukraine verlaufenden Leitungen war viel die Rede. Was anderes als löchrig kann "marode" denn wohl heißen? Und der Treibhausfaktor von CH4 ist nun mal - je nach Rechenweise - 25 bis 100 mal höher als der von CO2, d.h., schon wenige Prozente Verlust konterkarieren die im Idealfall nur halb so hässliche Bilanz von Gas im Vergleich zur Kohle.
(Ich las, der Faktor sei 100, aber da CH4 sich im Laufe von 25+ Jahren von selbst in der Atmosphäre zersetze (oxydiert, also zu H2O und CO2 zerfällt), könne das auf die Unendlichkeit zum Faktor 25 umgerechnet werden. Diese Unendlichkeit entspreche der Verweildauer von CO2, denn das zerfällt nicht; es kann nur durch Ozeane aufgenommen werden, solange die noch nicht gesättigt sind, was sie jedoch mit steigenden Temperaturen immer mehr sind, oder durch Pflanzen aufgenommen werden, solange die noch in der Lage dazu sind, was dem brasilianischen Urwald angeblich inzwischen nicht mehr gelingt. Dummerweise fällt der Zeitraum mit dem Faktor 100 aber JETZT an, wo es drauf ankommt, ob wir die Kurve kriegen oder nicht.)