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  • firedancer

mehr als 1000 Beiträge seit 26.01.2001

Re: Wieviel Einwohner braucht Deutschland?

Ignatius schrieb am 27.02.2017 11:54:

Ich denke, der Autor macht hier einen fundamentalen Denkfehler. Wenn die autochtone Bevölkerung schrumpft, dann sinkt auch deren Assimilationskraft - und zwar überproportional, denn diese ist ceteris paribus proportional zur Stärke der einheimischen Bevölkerung - und zwar in der jeweiligen Alterskohorte. Und bei einer schrumpfenden Bevölkerung sind gerade die jungen Jahrgänge, in denen Migranten typischerweise kommen, besonders schwach.

Aha. Und das widerlegt jetzt wie genau die Mathematik?

Immigration ohne Assimilation ist aber keine Zuwanderung, sondern eine Landnahme: Das aufnehmende Volk wird nicht vergrößert, sondern verdrängt.

So what? Was interessiert das? Wenn die unterschiedlichen Volksgruppen, die wir heute in Deutschland finden, nur noch halb so viele sind, brauchen sie auch nur noch halb so viel Land. Wenn auf dem Rest dann andere Menschen ist es mir reichlich schnuppe, wie du das nennst: Es interessiert schließlich nicht. Diesen Begriff der "Landnahme" verwendest du hier ja sowieso der Diskreditierung wegen um künstliche eine Feindschaft aufzubauen, die in der Praxis völlig absurd ist.

Es ist für die Debatte bezeichnend,

... dass Leute wie du von "Landnahme" sprechen, wenn hierzulande Menschen andere Nationen siedeln. Lustig: Wenn ein Preuße in Bayern siedelt oder ein Bayer in Preußen oder gar ein Sachse in Hessen oder ein Hesse in Sachsen, dann ist das komischerweise keine "Landnahme" *lol* Das zeigt schön die völlige Willkür deines Konzepts der "Landnahme": Aus rein xenophoben Gründen werden sie verwendet. Nichts weiter.

Stattdessen spricht man von "Integration".

Gott sei Dank. Ich fände es auch furchtbar, wenn ein Syrer plötzlich - höchst integrativ - Gartenzwerge aufstellt und in Lederhosen dahergelaufen kommt.

Die eigene kulturelle Identität wird dabei in wichtige und unwichtige Komponenten geteilt, und nur die Annahme ersterer, der "Grundwerte", wird gefordert. Ziel ist nicht mehr ein echtes Zusammenleben, sondern eine möglichst reibungsloses Nebeneinander.

Mädelchen, es gab nie was anderes als ein "reibungsloses Nebeneinander". Schau dich mal um! Hierzulande leben Punks neben Gothics, Metaller neben Skatern, Rechte neben Autonomen, Handwerker neben Akademikern, Wissenschaftler neben Idioten nebeneinander. Ihre einzige Gemeinsamkeit: Die Grundwerte. Zumindest die 50%, die nicht konservativ und nicht rechts wählen. (Wenn ich mir überlege, dass heute erst jemand hier im Forum allen ernstes die Überlegung als "Lösung" präsentiert hat, ältere Menschen sollen doch bitteschön einfach ins Ausland gehen und/oder das zeitliche segnen, dürften wie die 50%, die Grundwerte (noch) hochhalten, sicher nicht übersteigen.)

Anders ausgedrückt: Wenn zu den Punks, den Gothics, den Metallern, den Skatern, den Rechten, den Autonomen, den Handwerkern, den Akademikern, Wissenschaftlern und den Idioten jetzt noch ein paar Syrer dazu kommen, macht das keinen Unterschied. Dann feiern wir eben nicht nur Weihnachten sondern auch Ramadan. Neben chinesischem Frühlingsfest, irischem St.-Patricks-Day und amerikanischem Halloween macht das das Kraut nicht mehr fett.

Die Grundfrage ist doch vielmehr: Warum sollte ein Land mit einem jährlichen Exportüberschuss von 1/4 Billion EUR und einer Bevölkerungsdichte von über 200 Ew/km2 überhaupt krampfhaft versuchen, seine Bevölkerung weiter zu steigern?

Lern lesen: Es geht nicht um Steigerung sondern eine Vermeidung der Schrumpfung. Steht im Artikel. Ausführlich. Sehr ausführlich. In großen Buchstaben. Du unterstellst anderen Themaverfehlung? Vielleicht solltest du dich an der eigenen Nase fassen ...

Nur um sich politisch um eine Reform eines veralteten Sozialversicherungssystems herumdrücken zu können, das seinerzeit nunmal für 2.5 Kinder/Frau ausgelegt worden ist?

Erzähl doch mal: Wie soll denn diese "Reform" der Sozialversicherungssysteme aussehen? Weitere Kürzungen? Noch mehr prekäre Lebenssituationen?

Deutschland hat mehr als genug Überkapazitäten um auch mit einer älter werdenden Bevölkerung einen hohe Lebensstandard erwirtschaften zu können.

Sicher. Aber das wirst du nicht nutzen können, wenn du Sozialversicherungssysteme reformierst, wie du schreibst. Sondern nur, wenn du das Wirtschaftssystem fundamental umkrempelst. Das jedoch werden weder du leisten, noch die bestehenden Parteien, noch die neoliberalen Nationalisten. Denn keiner hierzulande ist bereit, dass zu tun. Es gibt noch nicht mal ein brauchbares Konzept, bei niemandem. Geschweige denn ein mehrheitsfähiges. Deswegen sind all diese tollen Stammtischreden einfach nur zeitverschwendender Unsinn.

Und anders als im Artikel dargestellt, ist auch der Rückgang der Geburtenraten langfristig kein unumkehrbarer Vorgang: Und sobald der Anteil der Bürger im erwerbsfähigen Alter schrumpft, würden auch die Löhne wieder steigen.

*lach* Weil .... der Himmel blau ist? Der Zebrastreifen weiß? Mal im Ernst: Warum sollte das der Fall sein? *lach*

Wohnraum würde billiger, weil das Angebot die Nachfrage übersteigt.

Soweit die Theorie. Jedoch ziehen mehr und mehr Menschen in die Städte: Dort nämlich gibt's Arbeit. Daran dürfte sich auch kaum was ändern, wenn wir 20% weniger wären. Ergo: Ob hier eine echte Nachfragereduktion stattfinden wird, dürfte höchst fraglich sein.

Und jedem einzelnen Deutschen würde schlicht ein größerer Teil des Kuchens gehören.

Welcher größere Teil des Kuchens? 1/3 weniger Menschen bedeutet: 1/3 weniger Kuchen. Wie jetzt genau sollte ich dadurch mehr vom Kuchen bekommen? *lol*

Und wenn mehr da ist

Woher soll dieses "mehr" denn kommen? Jedes "mehr" muss erarbeitet werden. Weniger Menschen die arbeiten = kleinerer Kuchen. So einfach ist das. Mehr Ältere führt sogar zu noch weniger, die arbeiten. Und das ist das Problem. Wie es irgendwann mal theoretisch unter Idealbedingungen in 100 oder gar 200 Jahren hier aussehen wird, ist bedeutungslos: Wir leben im hier und jetzt und müssen die unmittelbare Zukunft für uns und unsere Kinder gestalten.

und die Aussichten gut sind, dann haben die Leute auch wieder mehr Kinder.

Milchmädchen. Selbst in Ländern, in denen die "Aussichten" richtig gut sind, gibt es keine Verdoppelung der Geburtenrate, wie das notwendig wäre. Deine Überlegungen sind nett - aber unrealistisch.

Und genau darin liegt die Antwort: Genau das will die Politik nämlich mit allen Mitteln verhindern.

Ah, das Märchen von den vielen bösen Politikern, die alles sinnvolle verhindern wollen um ... um ... um ... Ja, warum eigentlich? Ach ja, weil sie ja ganz böses sind. Und vom CIA bestochen sind. Is klar. *lol*

Denn höhere Löhne bedeuten geringere Gewinne für die Aktionäre.

Es wird keine höheren Löhne geben. Zunehmende Automatisierung wird mehr und mehr Jobs zum verschwinden bringen. Bei gleicher Nachfrage. (Bei geringerer Nachfrage wegen dem von dir proklamierten Wandel verschwinden sie sogar schneller.) Bereits heute gibt es gut ausgebildete Akademiker, die mit 100 - in Worten: Einhundert - Mitbewerbern um einen Arbeitsplatz kämpfen. Woher bitte sollen die tollen höheren Löhne kommen? *lol* Und nein, es interessiert die Herren Aktionäre wenig, wie hoch die Löhne sind. Das ist ein Durchlaufposten. Das meiste wird sowieso in Billiglohnländern produziert. Und bei zunehmender Automatisierung sind dies Löhne sowieso immer bedeutungsloser. Und das macht auch vor hochqualifizierten Berufen nicht mehr halt.

Billigerer Wohnraum niedrigere Mieten für die Wohnungseigner. Und mehr wirtschaftliche Macht für die Erwerbstätigen einen Machtverlust für die dzt. Eliten.

Ein Traum. Leider ein Märchen.

Die Realität wird genau umgekehrt sein: Weniger Jobs, mehr konkurrierende Arbeitnehmer. Weniger Lohn, weniger Konsum. Schlechte Aussichten, noch weniger Konsum. Weniger Staatseinnahmen bei gleichzeitig steigenden Ausgaben. Einwanderung verschafft uns gegenwärtig die Luft, die wir brauchen für einen Umbau: Wenn sich denn überhaupt jemand um einen solchen bemühen würde *lach* Nein, da muss man schon Prioritäten setzen: Der böse böse Ausländer - also der Muslim - der ist das ganz große Problem. Ganz klar. Weil .. weil .. weil ... Weil er aus dem Ausland kommt. Ist doch klar. Jaja, da müssen so Lappalien wie der Umbau eines ganzen Gesellschafts- und Wirtschaftssystems schon hinten anstehen. Völlig klar! Herzlich willkommen bei unseren "besorgten Bürgern".

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