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  • Ignatius

mehr als 1000 Beiträge seit 25.06.2001

Wieviel Einwohner braucht Deutschland?

Ich denke, der Autor macht hier einen fundamentalen Denkfehler. Wenn die autochtone Bevölkerung schrumpft, dann sinkt auch deren Assimilationskraft - und zwar überproportional, denn diese ist ceteris paribus proportional zur Stärke der einheimischen Bevölkerung - und zwar in der jeweiligen Alterskohorte. Und bei einer schrumpfenden Bevölkerung sind gerade die jungen Jahrgänge, in denen Migranten typischerweise kommen, besonders schwach.

Immigration ohne Assimilation ist aber keine Zuwanderung, sondern eine Landnahme: Das aufnehmende Volk wird nicht vergrößert, sondern verdrängt. Es ist für die Debatte bezeichnend, dass das Reden über und erst recht die Forderung nach Assimilation nicht mehr als "politisch korrekt" gilt. Stattdessen spricht man von "Integration". Die eigene kulturelle Identität wird dabei in wichtige und unwichtige Komponenten geteilt, und nur die Annahme ersterer, der "Grundwerte", wird gefordert. Ziel ist nicht mehr ein echtes Zusammenleben, sondern eine möglichst reibungsloses Nebeneinander.

Aber letzendlich sind das alles Themenverfehlungen. Die Grundfrage ist doch vielmehr: Warum sollte ein Land mit einem jährlichen Exportüberschuss von 1/4 Billion EUR und einer Bevölkerungsdichte von über 200 Ew/km2 überhaupt krampfhaft versuchen, seine Bevölkerung weiter zu steigern? Nur um sich politisch um eine Reform eines veralteten Sozialversicherungssystems herumdrücken zu können, das seinerzeit nunmal für 2.5 Kinder/Frau ausgelegt worden ist?

Deutschland hat mehr als genug Überkapazitäten um auch mit einer älter werdenden Bevölkerung einen hohe Lebensstandard erwirtschaften zu können. Und anders als im Artikel dargestellt, ist auch der Rückgang der Geburtenraten langfristig kein unumkehrbarer Vorgang: Und sobald der Anteil der Bürger im erwerbsfähigen Alter schrumpft, würden auch die Löhne wieder steigen. Wohnraum würde billiger, weil das Angebot die Nachfrage übersteigt. Und jedem einzelnen Deutschen würde schlicht ein größerer Teil des Kuchens gehören. Und wenn mehr da ist und die Aussichten gut sind, dann haben die Leute auch wieder mehr Kinder.

Und genau darin liegt die Antwort: Genau das will die Politik nämlich mit allen Mitteln verhindern. Denn höhere Löhne bedeuten geringere Gewinne für die Aktionäre. Billigerer Wohnraum niedrigere Mieten für die Wohnungseigner. Und mehr wirtschaftliche Macht für die Erwerbstätigen einen Machtverlust für die dzt. Eliten.

ignatius

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