Als die Engländer während der Zeit der industriellen Revolution deutschen Produkten das Label "made in Germany" verpassten, wollten sie damit eine minderwertige Qualität anzeigen verglichen mit der auf der Insel gefertigten Produkte. Das ging, wie wir alle im Geschichtsunterricht gelernt haben, ordentlich in die Binsen: die Deutschen brauchten nicht lange, um Produkte von höherer Qualität zu produzieren und "made in Germany" stand auf einmal für Qualität.
Qualitätsprodukte aus Deutschland - die waren in der ganzen Welt begehrt. Produkte der Spitzenklasse: ob es nun Motoren waren oder ganze Fahrzeuge, Werkzeug- und Spezialmaschinen, aber auch einfache Dinge wie Werkzeuge, Besteck und vieles, vieles mehr galt als "Qualitätsware". Wo Qualität drinsteckt, konnte man aber auch gute Preise verlangen. Und das ging im Grunde ein Jahrhundert lang gut. Hätten wir noch auf die zwei Weltkriege verzichtet, wer weiß, wo wir heute stünden.
In den letzten zwei Dekaden aber verlor "made in Germany" immer mehr an Glanz. Auch, weil die Produkte schlichtweg nicht mehr in Deutschland hergestellt worden sind. Angefangen hat es bei den einfachsten Produkten. Inzwischen werden aber auch große Teile der Produktionsketten für unsere "Spitzenprodukte" ins Ausland verlagert. Die Qualität schwindet, aber der Preis bleibt unverändert hoch. Denn die Teile, die noch in Deutschland gefertigt werden, haben enorm hohe Lohnstückkosten. Und die wiederum sind bedingt durch eine hohe Staatsquote, hohe Lebenshaltungskosten, damit relativ hohe Löhne und Gehälter.
Ein weiteres Thema macht Sorgen: der Standortvorteil "Bildung" hat auch in den letzten 20 Jahren erheblich gelitten. Heute sind wir an dem Punkt, dass Ausbildungsstellen nicht mehr besetzt werden können, weil die Schulabsolventen schlichtweg nicht auf den Alltag als Erwerbsarbeiter vorbereitet werden. Wer ein Abi in der Tasche hat, fühlt sich ohnehin zu was höherem berufen und studiert dann, teilweise mangels Leistungsbereitschaft, "irgendwas mit Medien" oder Betriebswirtschaft. MINT-Studiengänge haben es dagegen teilweise schwer, die leeren Vorlesungssäle zu füllen. Dabei haben Ingenieursberufe nach wie vor ein hohes Ansehen; allein der höhere Schwierigkeitsgrad und die damit verbundenen Herausforderungen sorgen für geringe Studentenzahlen.
Im Grunde "produziert" unser Bildungssystem am Bedarf vorbei. Dabei galt früher das Duale Ausbildungssystem als vorbildlich und auch das deutsche Bildungswesen als guter Maßstab. Auch das ist lange her.
Qualität - Preis stehen im Zusammenhang. Unsere größten Standortvorteile sind ruiniert worden über viele Jahre. Eine Weile haben wir noch vom Erbe unserer Eltern zehren können, aber nun stehen wir überall in der Kreide. Wirklich Axt angelegt wurde aber erst seit 2020: erst Corona mit all seinen Maßnahmen, welche viele Unternehmen in die Insolvenz getrieben haben. Und seit 2022 ein Krieg wieder in Europa tobt, die Inflation durch die Decke geht und ein verlässlicher Handelspartner auf der "falschen Seite" steht, zerbröselt es links und rechts ganze Branchen. Und jetzt ziehen Traditionsunternehmen ihre Werke ab, wollen lieber in den USA produzieren (Energie billiger) oder in einem anderen EU-Land (Leute billiger). Deutschland ist, gemessen an der stetig sinkenden Qualität aller Bereiche, schlichtweg viel zu teuer.
Abstellen lässt sich der Fall der ehemaligen Qualitäts-Nation nicht mehr.
Denn dazu braucht es viel Geld und Vertrauen, dass wir wieder Qualität liefern können. Und das ist nicht mehr gegeben.