Es hat mir nicht geschadet

So ein Nichtversetzung kommt nicht aus heiterem Himmel und ohne Vorwarnung.
Zur Mittleren Reife auf dem Gymnasium war es bei mir nach jahrelanger Ablenkung und Verweigerung endlich soweit: Sitzengeblieben!

Das wiederholte Jahr habe ich eher in guter Erinnerung.
Die neue Klasse hat mich freundlich empfangen und zum zweiten Klassensprecher gewählt. Die alten Kollegen haben mich in der Pause nicht geschnitten. Bei den bekannten Lehrern und in Fächer, die mich vorher bereits interessierten konnte ich ohne Mühe und Hausaufgaben glänzen und es blieb genug Zeit und Energie, meine Schwächen auszugleichen - ganz ohne Nachhilfe.

Neues Spiel - neues Glück und am Ende hat´s für´s Abi auch gereicht.

Man kann zurecht sehr viel an unserem Schulsystem kritisieren. Aber den schwierigen oder überforderten Schülern die Chance des Wiederholungsjahres zu nehmen, ist ohne ein besseres pädagogisches Konzept eine völlig idiotische Idee.

Einfach Weiterbefördern/Durchschleppen bis zur totalen Verweigerung oder Überforderung ist kein pädagogisches Konzept und endet zu oft ohne Schulabschluss. Das ist für die Betroffenen dann der Supergau in unserem Schul- und Berufssystem.

Ich kann mich auch nicht erinnern, dass Sitzenbleiber, die von oben in meinen Klassen gelandet sind, verdruckste Gestalten mit psychischen Problemen wegen ihrer "Niederlage" waren. Das waren öfter die anerkannten Rädelsführer, deren Nähe man suchte und die nebenbei nach einer "Ehrenrunde" auch ihren Abschluss erreicht haben - nur ein Jahr später.