Der Artikel von Stefan Schleim führt zwar einiges an zutreffender und notwendiger Kritik auf, verbleibt aber wie fast alles bei Telepolis in einer mittleren bis seichten Tiefe der Analyse stecken. Schon im ersten Teil stoße ich mich an diesem Absatz:
Dabei kann auch ein Schulabbruch die Gemeinschaft teuer zu stehen kommen. Wenn Menschen aufgrund schlechter Qualifikation keine Arbeit finden, wenn sie sich nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen ausgegrenzt fühlen, wenn sie aufgrund fehlender Bildung für Manipulationen anfällig sind, wenn sie sich schließlich vielleicht sogar radikalisieren, dann verursacht das nicht nur finanzielle Kosten. Nein, das Bildungssystem hat auch eine soziale und integrative Funktion.
Zuvor schon ging es um die direkten Kosten, die der Sitzenbleiber angeblich verursachen soll. Die konnte ich schonmal nicht erkennen, denn es werden keine neuen Lehrer eingestellt, nur weil ein paar Schüler die Klasse wiederholen müssen, auch keine neuen Schulen gebaut und auch keine neuen Bücher angeschafft. Wo also sollten diese Kosten konkret entstehen?
Doch in diesem zitierten Absatz hier zeigt der Autor seinen eigenen niedrigen Bildungsstand, wenn er indirekt behauptet, die Arbeitslosigkeit würde zu einem nennenswerten Teil durch unzureichende Bildung erhöht. Bei einem derzeitigen Stand von gut 500.000 freien Stellen, um die sich 5.000.000 Arbeitslose und ALG-II-Empfänger balgen, wobei die meisten Stellenangebote sowieso nur prekäre Beschäftigung zu Dumpingpreisen bieten – ein Heil auf unseren europaweit beispiellosen Niedriglohnsektor – muß man schon auf beiden Augen vollblind sein, um auch nur den leisesten Zusammenhang zwischen hoher Arbeitslosigkeit und mangelhafter Bildung herzustellen.
Letztendlich stellt der Artikel eine weitere der zahlreichen medialen Blendgranaten dar, um dem Leser Antworten zu geben, die ihn davon abhalten sollen, die wahre Natur unseres Gesellschafts- und Politiksystems auch nur zu erahnen. Somit muß man davon ausgehen, daß Stefan Schleim selbst ausführendes Organ wirklichkeitsvernebelnder und -verzerrender Administration ist, oder eben wie die meisten nicht gewohnt ist, ein wenig subversiver zu denken und zu analysieren. Von bildender Belesenheit keine Spur.