Olle Knolle schrieb am 28.07.2017 14:20:
Die Aussage würde ich nicht völlig unterschreiben. Es fehlen sicherlich in ärmeren Familien Möglichkeiten für Nachhilfeunterricht , etc.
Aber Kinder adaptieren vieles, was sie von den Eltern vorgelebt bekommen. Meine Eltern kamen aus einfachen Verhältnissen und hatten beide nur den sogenannten Volksschulabschuss. Mein Vater kriegsbedingt nicht mal eine vollständige Ausbildung, weil er im Frühjahr 1944 zur Wehrmacht einberufen wurde.
Dennoch hatte sich meine Mutter im Rahmen ihrer Möglichkeiten immer die Zeit genommen, mit mir zu lernen oder mich zumindest zum Lernen anzuhalten. Diese "Mein Kind soll es später einmal besser haben" Mentalität vermisse ich bei vielen Familien aus den sogenannten einfacheren Verhältnissen.
Es geht aber nicht nur um die Mentalität, sondern auch um das Wissen um die Möglichkeiten und Strategien. Meine Eltern, beide Akademiker aus "einfachem" Elternhaus, waren sich der wichtigkeit der Schulbildung schon bewusst- und das ist in bildungsfernen Familien nicht anders. Sein Kind zum lernen anzuhalten ist nicht genug. Besonders wenn es schulische Probleme gibt. Mein Eltern haben z.B. nie mit mir Strategien und Bildungswege oder Berfusziele besprochen. Und hier muss man die Weichen sehr früh stellen, wenn sich später ein beruflicher Erfolg einstellen soll. Das hört auch nicht in der Schule auf, sondern setzt sich bei der Wahl der Universität, Auslandssemestern an entsprechenden Gastschulen, und den "richtigen" Praktika fort. Jetzt, also irgendwo in der Mitte meiner Karriere, kann ich das erkennen, bzw. ich kann erkennen was vor 15-20 Jahren hätte anders laufen müssen, um jetzt weiterzukommen. Meine Eltern konnten mir das aber nicht vermitteln, da Ihnen die entsprechende Erfahrung fehlte. In meinem Fall vielleicht ein Luxusproblem (ich nage nicht am Hungertuch), aber in bildungsfernen Familien um so relevanter
Gruss cronos