Ich bin einmal trotz Nachprüfung durchgefallen und kurz danach freiwillig auf eine niedrigere Schulform gewechselt. Später habe ich mich auf dem zweiten Bildungsweg nach oben gekämpft und bin dabei nochmal sitzengeblieben. Danach folgten Bachelor, Master und heute bin ich ein sehr erfolgreicher Mitdreißiger, der nichts an seinem schulischen Werdegang ändern würde. Das Durchfallen hat mich einen besten Freund gekostet, aber mir auch einen neuen geschenkt, mit dem ich noch heute in engem Kontakt stehe. Es hat mir auch klargemacht, dass Versagen einen hohen Preis hat – in der Schule und im Leben. Wenn Faulenzerei nicht sanktioniert wird, entzieht man einen erheblichen Teil der Schüler die Motivation. Wichtig war und ist für mich, dass man den Schülern wieder und wieder eine neue Chance gibt, um sich nach oben zu arbeiten. In der Hinsicht ist unser mehrgliedriges Schulsystem einschließlich zweitem Bildungsweg ausgesprochen gut.
Ein anderer Aspekt sind falsch eingestufte Schüler. Wenn ein Kind eine zu anspruchsvolle Schulform besucht, dann muss das vor allem den Eltern unmissverständlich klargemacht werden. Auf deren Vernunft zu hoffen, ist völlig realitätsfremd in so einer Situation. Erst wenn das Vorrücken ernsthaft gefährdet ist, erkennen die das Problem überhaupt an. Wenn dagegen noch der dümmste Schüler durch das Gymnasium gehievt werden kann, dann wird ein Abitur ein wertloses Stück Papier. Wie sehr in vielen linksregierten Bundesländern schon heute der Leistungsdruck zurückgefahren wurde, das sehen wir als Arbeitgeber aus dem Süden regelmäßig an Bewerbungsschreiben aus den nördlicheren Bundesländern. Da weiß man oft nicht, ob man lachen oder weinen soll, wenn man so einen Schrieb in den Händen hält. Man tut gerade leistungsschwachen Schülern keinen Gefallen, wenn man ihnen einen hohen Abschluss schenkt. Man wiegt sie stattdessen in trügerischer Sicherheit, nur um sie später auf dem Arbeitsmarkt krachend scheitern zu lassen. Also genau dann, wenn es für Kurskorrekturen meistens zu spät ist.
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