Über die vielleicht für manche "aufsehenerregenden" aber recht dünnen Enthüllungen eines prominenten "Enthüllungs-Journalisten" zu berichten ist ja OK. Eine ganze Presseschau daraus zu machen und darüber zu thematisieren, wie schnell und wie ausführlich die anderen Zeitungen über die ominöse Enthüllung berichten, um zu solchen Feststellungen zu kommen, wie wenig die sich dafür interessieren und warum sie ihre "Faktenchecks" nicht sofort angeschmissen haben, hat schon etwas von Nachrichten-Hype und für TP eigentlich unnötiger Nabelschau.
Wo sollten die "Fakten-Füchse" (von anderen Zeitungen oder Medien - nach einem vorigen Artikel) denn jetzt "hingeschickt" werden, wenn die Angelegenheit soweit geklärtermaßen unter strenge staatliche Geheimhaltung mehrerer Nationen fällt und nun ein anonymer Whistleblower als Quelle für einen prominenten, aber 'längere Zeit bei seinen investigativen Bemühungen erfolglosen' Journalisten auf- und wieder abtaucht, sich an der latenten Nachrichtensperre aber sonst nichts geändert hat.
Journalistische Vorsicht ist angesichts von "Fake-Informanten" und den Vorwürfen, dass Zeitungen und Medien eher zuviele Nachrichten kaum geprüft raushauen, kein Fehler.
Manche Blätter werden die Nachricht auch aus ihrer ideologischen Ausrichtung absichtlich im Kleingedruckten gelassen haben.
Obwohl ich nach allen bekannt gewordenen Teilchen der Pipeline-Geschichte ebenfalls die USA und/oder evtl. Verbündete als Verantwortliche vermute, die Beweiskraft dieser einzigen anonymen Quelle ist da eher dünn und bleibt daher im Bereich der Glaubwürdigkeitsfragen stecken.
Überzeugender ist da die gar nicht so anonyme Quelle des Amerikaners Joseph B., der zu Nord Stream bedeutungstriefend in die Kamera raunzte: 'Es muss gestoppt werden. - Wir weeerden es tuuun ....'. Sinngemäß so ähnlich, in fest entschlossener Pose, und ganz ohne schwarzen Helm.
Vermutlich fehlt den Presseleuten der Hauch des Geheimen und die exklusive Sensation daran, wenn der farblose Weltpräsident sowas einfach in alle Kameras verkündet, aber keine weiteren Details dazu bekanntgeben möchte. Komischerweise wurde dieses Statement, wohl aus dem Glauben heraus, dass unsere Regierungen sowas nie tun würden, nie ernsthaft als Indiz in Betracht gezogen, als die Leitungen dann gesprengt wurden. Man stelle sich nur vor Putin hätte dasselbe vorher so gesagt - das hätte jeder sofort geglaubt.
Nachdem die USA also mehrfach ihr Interesse und ihren Willen zur endgültigen Beendigung des störenden Projekts bekundet haben, warum sollte man dann daran zweifeln, dass sie es, als selbsternannte Hüter des Rechts allerdings "verdeckt", auch ausführen lassen könnten? Selbst die Art der offiziellen Dementis zu Hershs Enthüllungen wird wie eine formelle rechtliche Notwendigkeit abgewickelt, die man einfach gegenüber der Behauptung und etwaigen Diskussionen zu Protokoll geben muss. "Alles erfundener falscher Unsinn - Punkt". Keine weiteren Auskünfte.
Es ist ja auch nicht auszuschließen, dass die verschiedenen europäischen Gegner der Leitungen in Polen, dem Baltikum, in der Ukraine, das mit der wohlwollenden Kenntnis der USA alleine durchgeführt haben könnten und das nachträgliche, geheime Untersuchungsgetue reines Theater war, aber wofür wären solche Details dieser Spezialoperation wirklich relevant? Deutschland selbst hatte während des Geeiers um sanktionierte Gaslieferungen und Turbinen bereits beschlossen den Russen den Stecker zu ziehen und wollte aus der Sprengung überdeutlich keine Staatsaffäre machen - außer gegen Russland. Und mit der dauerhaften Zerstörung der Röhren hat "jemand" westliche Nägel mit Köpfen gemacht.
Klar ist, dass wenn die USA oder einer ihrer Verbündeten nur den winzigsten Beweis für eine russische Aktion gefunden hätten, sie den doch wohl sicherlich nicht bis heute verschweigen würden.
Fest steht auch, dass es den vielen politischen Experten trotz Null Facts gelungen ist, eine monatelange Welle der Beschuldigung gegen Russland loszutreten und die letzten leisen News, dass es dafür 'immer noch keine Beweise' geben würde (s. TP-Artikel zur Washington Post) haben weder zu einer größeren Thematisierung, öffentlichen Berichtigung der Behauptungen durch die Experten, noch zu ihrer Beförderung als verantwortungslose Fake-News-Verbreiter geführt - das hätte doch für die vielen Faktenchecker mal ein einfaches Thema sein können, aber wer will schon überprüfen, was angesehene Medien-Vordenker zum Besten geben.