Die Kontrollproben-These der NZZ ist eine typische adhoc-Theorie. Interessant an ihr ist zuerst einmal, dass sie die Existenz von BZ in einer Probe zugibt. Also; man hat gefunden, dass Himmelskörper keine idealen Kugeln sind. Es gibt aber den Beobachtungsintrumenten unsichtbare Sphären, die aus den nicht perfekten eben doch perfekte Kugeln machen - Theorie gerettet. Und weil die Sphären eben unsichtbar sind - bzw. im vorliegenden Fall die Proben hochgeheim - ist die These unwiderlegbar. Eine adhoc-Theorie hat also die charmante Eigenschaft, hermetisch, also unangreifbar zu sein. Bravo NZZ, gut gemacht!
Oder vielleicht doch nicht so...
Die Russen sagen, ein Whistleblower habe sie über das kleine, aber relevante Versäumnis, dieses Resultat ins Bild zu setzen informiert. Der gesamte Vorgang - Unterdrückung der Information und Leak - ist nicht ganz unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, dass der Chef in Spiez selbiger NZZ schon vor einiger Zeit ein Interview gegeben hatte, in dem er mit seinen prowestlichen, durchaus unneutralen Ansichten, nicht hinter dem Berg hält, im Gegenteil die britische Version apriori für die richtige erklärt. Das könnte einem anders gesinnten Mitarbeiter aufgestossen sein und ihn einschlägig motiviert haben. Und warum sollte dieser Spziezer Mitarbeiter nun eine irrelevante, weil bloss auf eine Kontrollprobe bezogene Information weitergeben? Das wäre ja recht sinnfrei. Dem Einwand, dass er es selbst nicht wusste, kann man begegnen, mit der plausiblen Vermutung, dass er mit den Usanzen des OPCW vertraut ist und daher um die vorgebliche Kontrollprobenpraxis wüsste. Hätte er Zweifel gehabt, wäre er dieses Risiko - wenn auskommt wers war, kann er sich wohl mindestens einen neuen Job suchen - nicht eingegangen. Das macht man nur, wenn man recht sicher ist.
Darüber hinaus wäre es erstaunlich, wenn die Briten, oder das OPCW eine Probe mit einer Substanz versetzen würden, die auf die Briten selbst zurückweist. Die für eine solche Blindstudie zu verwendende Substanz darf einfach das Aussehen und womöglich einige andere Parameter der Probe nicht so verändern, dass sofort offen sichtlich wird, dass es sich eben nur um eine Dummieprobe handelt. Es kommen also gewiss jede Menge Substanzen dafür in Frage. Warum also ausgerechnet eine verwenden, die mit den beobachteten Symptomen der Skripals einigermassen konsistent ist? qed.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (16.04.2018 04:03).