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mehr als 1000 Beiträge seit 14.01.2016

Re: EU plant, FfF instrumentalisiert

Hambarg schrieb am 20.05.2021 12:52:

Danke für Antwort!
Ist die Speicherung momentan noch unrentabel?

Das ist in der Tat so.
Vor allem deshalb, weil es noch nicht lohnt. Die Energieschwankungen können bis ungefähr 80% EE problemlos ins Ausland verkauft werden, oder man fängt sie an einer der vielen anderen Stellschrauben ab: zeitunkritische Verbraucher drosseln (Kühlhäuser und manche Öfen), Überschüsse ins Ausland mit zuwenig Strom verkaufen, bestehende Speicher (Pumpkraftwerke) auffüllen.

Wie soll gespeichert werden?

Es gibt da wirklich viele Möglichkeiten.
Grob eingeteilt:
- Wasser in verschiedenen Höhen speichern (Ringwallspeicher, Untertagespeicher)
- Druckdifferenzen (Hohlkugelspeicher im Meer, Druckkavernen untertage, Heindl'scher Lageenergiespeicher)
- Chemisch (Akku: LiIon, Redox-Flow, Power to Gas).

Technisch funktionieren tun sie alle, es geht eher um die Kosten.
Die Kosten sind auch sehr unterschiedlich strukturiert:

- Ringwallspeicher hat Leistung proportional zur Wallhöhe und zur Anzahl installierter Turbinen, die Kapazität geht mit dem Quadrat des Durchmessers und linear mit den Kosten in die Höhe, die Baukosten für den Wall sind linear mit Durchmesser und quadratisch mit der Wallhöhe, die Baukosten für die Bodenabdichtung sind quadratisch mti dem Durchmesser. Schon eine Geländestufe von 50 Metern Höhe verringert die Baukosten dramatisch.

- Lageenergiespeicher hat eine ähnliche Kostenstruktur wie der Ringwall, aber Kapazität mit dem Quadrat der Höhe (weil sie zweimal eingeht, einmal als Höhe der Wassersäule und einmal als Gewicht des Granitstempels). Flächenbedarf ist erheblich geringer, die Kosten für Wand und Boden sind aber höher (es muss eine Menge Gestein gesägt werden). Hier benötigt man zwingend ein wasserundurchlässiges Gestein und eine natürlich vorhandene Höhendifferenz.

- Akkus haben hohe Kosten, die proportional zur Speicherkapazität steigen. Für die Leistung muss man eigentlich nur dickere Stromleitungen legen, also linear mit der Leistung steigend, aber gering.
Allerdings kommen Akkus billig aus den Elektroautos - Akkus verlieren nach und nach an Speicherkapazität, irgendwo bei 80% sind sie fürs Auto zu klein, taugen aber noch prima als stationäre Akkus.
Tesla hat so einen Akkuspeicher in Australien gebaut und betreibt ihn dort mit hohem Gewinn (weil in Australien die Stromversorgung extrem unzuverlässig ist, d.h. sie kaufen Strom zu Normalpreisen ein, und wenn das Netz zusammenbricht, halten sie es aufrecht und kassieren dafür das Doppelte des Normalpreises - der Speicher versorgt eine Stadt samt Umland für ein paar Stunden oder Tage).

- Redox-Flow-Akkus haben die umgekehrte Kostenstruktur: Die proportional zur Kapazität steigenden Kosten sind gering, dafür sind die proportional zur Leistung steigendenden Kosten hoch (vermutlich eher hoch, aber die Technologie ist noch in Entwicklung).

- Power to Gas ist von der Kapazität her spuckebillig (man kann das bestehende Gasnetz verwenden, muss dort allerdings von Methan/Wasserstoff auf rein Wasserstoff umrüsten), Leistungskosten sind wieder proportional (und mäßig teuer - eine Elektrolyseanlage, was im wesentlichen zwei ins Wasser gehängte Drähte bedeutet, und eine Brennstoffzelle, die dann den größeren Kostenblock ausmacht).

Der Weltklimarat befürwortet AKWs, das macht mich skeptisch!

Ich vermute, dass die AKW-Befürworter da Einfluss genommen haben. Die Amis wollen die Atomkraft aus irgendeinem Grund fördern und haben dafür Verträge mit diversen Staaten abgeschlossen.

AKWs haben wegen der erforderlichen Sicherheitstechnik irrsinnige Investitionskosten.
Wenn sie mal laufen, sind sie extrem billig. Deshalb werden alte AKWs zur Zeit abgenudelt, so lang es geht, aber kaum neue gebaut. Theoretisch wäre es denkbar, dass man in der aktuellen Niedrigzinsphase AKWs baut, aber das ist eine Wette darauf, dass die Zinsen über die Bauzeit hinweg (10 Jahre oder so) auch niedrig bleiben, und *so* verzweifelt ist man noch nicht auf der Suche nach Investitionsmöglichkeiten.
Sobald die Zinsen wieder anziehen, sind die AKWs wieder dramatisch unrentabel.
Im Grunde sind sie es heute schon. Den britischen EPRs steigen die Investoren nach und nach aus, und das, obgleich die britische Regierung den Betreibern einen Stromabnahmepreis irgendwo beim Doppelten (? glaub ich) des aktuellen Industriestrompreises garantiert hat.

So richtig Sinn machen AKWs also nicht mal wirtschaftlich.
Obendrein werden sie zu spät fertig, um gegen den Klimawandel zu helfen. Es gibt nicht genügend Schmieden, die Reaktordruckbehälter bauen können, man müsste die Atomtechniker erst noch ausbilden, und dafür gibt es nicht mal genügend Professoren und Assistenten.

Und es bräuchte viele AKWs - man spricht von tausenden.
Wenn man rechnet, dass beim heutigen Stand alle 10 Jahre ein Störfall à la Fukushima stattfindet, und eine neue Generation AKWs gegen den Klimawandel das Zehn- bis Hundertfache des heutigen Bestands sein müsste, hätten wir also alle 1-10 Jahre so einen Störfall, womit die Nukleartechnik dann endgültig in der Öffentlichkeit diskreditiert wäre.
Was die AKW-Befürworter auch ganz genau wissen. Man bewirbt die AKWs aber trotzdem als Ausweg aus dem Klimawandel, wohl wissend, dass man keinesfalls mehr als 3-10% des Energiebedarfs decken kann, wegen der Baukapazitäten und wegen der gestiegenen Unfallhäufigkeit - da wird Klientelpolitik betrieben, nichts, was man als Lösung für den Klimawandel ernstnehmen kann.

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