Besonders erheiternd: Da sitzt dann ein Rudi Netzsch in seiner warmen Bude und verbringt sein Tagewerk damit, sich über alte Schwarten zu beugen und ein paar launige Sätze in die Tastatur zu klimpern.
Möglich macht dieses Leben allein der fiese Kapitalismus, der den Mehrwert erzeugt, abschöpft und umverteilt.
Würden die geknechteten Massen einfach stärker an dem von ihnen Mehrwert profitieren können, müsste der Rudi selber auf die Felder und richtig arbeiten.
Auch ein Schuster im Mittelalter, dessen Arbeit vielleicht noch am ehesten solchen romantischen Vorstellungen entspricht, wird nicht bei jedem Paar Schuhe aufs Neue die volle Freude am Schöpfertum erleben, sondern zusehen, dass er genug des Immergleichen erledigt, um davon sein Auskommen zu haben.
Nein. Im Mittelalter war die Arbeitskraft und die Waren so teuer, dass sich ein Schuster garnicht leisten konnte, auf Halde zu produzieren. Die Schuhe waren praktisch immer Maßanfertigungen und entsprechend teuer.
In der Antike und auch noch im Mittelalter besaßen die Leute praktisch nur das an Kleidung, was sie auf dem Leibe trugen. Der berühmte "Sonntagsanzug" war schon ein Zeichen von Wohlstand.
Zudem ist es ja ein Wesensmerkmal des Kapitalismus:
Früher hatten die Leute kaum Geld und konnten auch nicht großartig auf Halde produzieren. Wer sich aber Geld leiht und dafür eine Maschine oder Werkzeug kauft, mit denen Schuhe in einem Bruchtteil der Zeit gemacht werden können und das Geld auch dafür benutzt, die Schuhe auf Kredit zu finanzieren, der kann dann auch billiger anbieten und größere Umsätze machen.