Dass man mit Ablehnung von Waffenlieferungen und Aufrufen zu Verhandlungen des Extremismus oder der Putin-Kumpanei verdächtig wird, sagt eigentlich bereits alles über die gegenwärtig mit aller medialen Kraft heraufbeschworene gesellschaftliche Stimmung.
Der schon damals heillos zerstrittenen Linken wurde mit den individualindentitären Angeboten ein schmackhafter Köder ausgelegt, der auch prompt von der Mehrheit angenommen wurde. Hieraus entwickelte sich ein starker Hang zur Gesinnungsethik, also einer fundierten Unduldsamkeit, auch als Dogmatismus zu bezeichnen. Die bürgerliche Linke ist davon so affiziert, dass es ihr nicht mehr auffällt, wie sie im aktuellen Kontext in die Rolle des nato-Groupies gedrängt wird, aufgesogen von den imperialen Interessen. Ebenso geht es denjenigen, die ihren Schwerpunkt auf Ökologisches setzen. Die bedingungslose Unterstützung der antirussischen Front reiht sie bei ihren geschworenen Gegnern ein, die nach wie vor jede Gelegenheit nutzen, lästige Ökoreformen zu stoppen.
Eine nicht-bürgerliche, also ausserparlamentarische Linke ist heute eher ein Desiderat als Wirklichkeit. Es fehlen zündende gesellschaftliche Entwürfe ebenso wie charismatische Leute, die einen solchen öffentlich vertreten könnten. Die Ostermärsche haben schon lange eine eher folkloristische Note, obwohl es dieses Jahr immerhin erleichternd war, eine nicht von einem gelb-blauen Fahnenmeer dominierte, den offiziellen Diskurs wiederkäuende Demonstration zu sehen. Ihr Mobilisierungs-Appeal war allerdings wohl eher bescheiden.