Mit solchen Aufrechnungen von Waffen und Soldaten wird suggeriert, dass man mit genug Millitär ein Land erobern könnte.
Die Waffenüberlegenheit des Westens in Afghanistan, Irak, Libyen oder in sonstigen vom Westen initierten Auseinandersetzung mit Waffen hat keinen Erfolg gebracht.
Am Ende haben immer Verhandlungen dazu gefühert, dass der überfallene Staat zwar stark beschädigt, bis hin zum Fail-State, wurde, aber Afghanen Afghanen geblieben, Iraker Iraker geblieben und Libyer Libyer geblieben sind.
Und auch wenn es gelungen sein sollte eine westfreundliche Regierung einzusetzten, war die Opposition so groß, dass sie über kurz oder lang von Volk wieder abgesetzt wurde. Egal ob millitärisch oder demokratisch.
Auch wenn die Bellizisten von erobern reden, fehlt mir die Phantasie, dass bei einer Eroberung der Ukraine seitens Russland danach alle Ukrainer russlandfreundliche Russen werden. Genau so unwahrscheinlich würde eine Zerstörung Berlins durch Russland aus allen Deutschen auf einmal Russen machen. Das Selbe gilt natürlich auch, sollte die Nato Moskau erobern. Dann hätten wir 140 Millionen Regierungsgegner und würden nicht wie in Afghanistan mit Sandalen und Mopeds verscheucht, sondern in Kürze mit echten Waffen.
Daher ist das Narrativ, dass Russland die gesamte Ukraine erobern will, nur eine Erzählung derjenigen, die ihre eigenen Ziele umsetzten wollen. Einfluss mit Waffengewalt.
In dem Zusammenhang möchte ich klar stellen, dass ich den Krieg in der Ukraine für falsch halte und lieber gesehen hätte, wenn MinskII umgesetzt worden wäre. Aber jetzt, wo er begonnen wurde, wird Russland wohl den "russlandfreundlichen" Teil der Ukraine unter seinen Einfluss bringen. Ob mit Waffen oder durch Verhandlungen.
Bei allen Kriegen geht es nicht um Erobern, sondern um Einfluss. Und den Einfluss erlangt man durch gute Ideen und die Eroberung der Köpfe und der Herzen der Bevölkerung. Daher ist der Gedanke einer "wertebasierter Aussenpolitik" im Grunde gut, aber nicht in dem Sinne "willst du nicht mein Bruder sein, schlag ich dir den Schädel ein".
Jeder Staat hat die Regierung und die Staatsform, die es sich selber ausgesucht hat. Auch die des Westens. Nur wir denken, unsere Lebensart ist die einzig wahre und müsste wie zur Kreuzritterzeit mit Gewalt in der Welt verbreitet werden. Auch die Christen haben gelernt, dass missionieren erfolgreicher war.