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  • RFish

691 Beiträge seit 01.01.2013

Merkwürdig

Ich hatte immer erwartet, daß Russland ein Ultimatum auf einen nuklearen Schlagabtausch gegen die NATO stellen würde, wenn diese ihre Waffensysteme nicht von der russischen Grenze zurückzieht.

Daß Russland konventionell keinen Krieg gegen die NATO gewinnen kann, ist nach den Zahlen erwartbar. Die NATO/USA-Angriffskriege der letzten Jahrzehnte dürfte auch Russland verfolgt haben. Also ist der konventionelle russische Angriff auf die Ukraine für mich nicht nachvollziehbar.

Die Ukraine als Puffer zwischen NATO und Russland zu legen, ist noch halbwegs logisch im perfiden Denken der Großmächte. Es löst aber das Problem der immer weiter verkürzten Vorwarnzeiten bei einem Atomangriff nicht auf - in Rumänien hatte die NATO schließlich bereits Waffensysteme installiert. In Zukunft werden sich die Vorwarnzeiten für Russland auf wenige Minuten verkürzen - egal was aus der Ukraine wird.

Aus russischer Sicht hätte eigentlich nur eine "große" Lösung einen Sinn ergeben. Alle NATO-Waffen und Truppen weg von den russischen Grenzen.

Die USA haben das in analoger Weise gegenüber der damaligen Sowjetunion erzwungen. Die Sowjetunion hatte damals unter der Drohung eines amerikanischen Atomwaffenangriffs ihre Atomraketen von Kuba zurückgezogen. Für die USA war damit das Problem einer verkürzten Vorwarnzeit vom Tisch und damit die Chance zum atomaren Zweitschlag erhalten geblieben.

Deshalb frage ich mich, ob es vielleicht ein Atom-Ultimatum von Seiten Russlands gegeben hat, die NATO es vertreichen ließ und Russland dann nicht willens war den finalen Schritt zu gehen?

Es gab relativ früh nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine einige Presseartikel mit dem Tenor, daß Russland seine Atomwaffen nicht einsetzen würde.

https://www.faz.net/aktuell/ukraine-konflikt/ukraine-krieg-die-angst-vor-einem-atomkrieg-ist-unbegruendet-17921877.html

https://www.zeit.de/2022/11/wolodymyr-selenskyj-ukraine-russland-krieg-interview/seite-2
(Anmerkung: Die Überschrift des Artikels auf Zeitonline lautet heute anders - initial hieß sie "Wolodymyr Selenskyj: "Die Drohung mit einem Atomkrieg ist ein Bluff")

Woher stammte diese Gewissheit?

Die Tatsache, daß der Einsatz von Atomwaffen auch den eigenen Untergang nach sich zieht, hatte die amerikanische Regierung in 1962 nicht interessiert. Und einen Atomkrieg in Europa zu führen, macht der amerikanischen Regierung heute ebenso wenig Schwierigkeiten wie es sie im kalten Krieg interessiert hat - dort wären bei einem Panzerangriff durch die Sowjetunion die amerikanischen Atomwaffen in Deutschland zum Einsatz gekommen.

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