Und wieder wird uns ein Technofix das Heil bringen! Hosianna! Dank dem unendlichen Füllhorn des kapitalistischen Erfindergeistes werden wir den Hunger besiegen. Auf zu neuen Ufern. Warum nur 10 Milliarden Menschen, warum nicht 20 oder 50?
Das einzige Problem, das Hegenberg noch sieht, ist der Markt. Das Zeug könnte zu teuer sein. Aber wenn man die in seinem Artikel immer wieder angestimmte Welterrettungs-Kantate durch Werbe-Milliarden vervielfältigt, wird sich dieses Problem lösen lassen. Musk hats vorgeführt. Im Luxussegment einsteigen, die reichen Umweltbewussten ansprechen, dann klappts.
Ob die technologischen Verheissungen erfüllbar sind, kann man als Laie nicht beurteilen. Wenn dem aber so sein sollte, stellen sich erst die wirklichen Fragen. Woraus werden das Kunstfleisch und das Solein denn hergestellt? Es handelt sich nicht um Fiat-Geld, sie entstehen nicht aus dem Nichts. Woraus also? Und gibts davon genug, muss man das seinerseits herstellen? Das Problem bei den synthetischen Kraftstoffen ist ja nicht nur ihr bescheidener Gesamtwirkungsgrad. Woher sollte z. B. das ganze Methanol kommen, wenn Hunderte Millionen Fahrzeuge damit angetrieben würden? Wohl kaum aus Reststoffen.
Ein zentrales Problem an den technischen Lösungen ist, dass sie mit wenigen Ausnahmen den Gesamtaufwand, den Rohstoff- und / oder Energieverbrauch erhöhen. Man muss stets den gesamten ökonomischen Strang ansehen, nicht nur das Endprodukt, alle Rohstoffe zurückverfolgen, sämtliche Aktivitäten, die schliesslich zu diesem führen einbeziehen. Da kann man Überraschungen erleben, die eigentlich keine sein sollten. Schliesslich steigt der Ressourcenverbrauch global ständig weiter, auch pro Kopf, trotz aller Innovationen - oder gerade wegen ihnen.
Ein noch zentraleres Problem liegt aber woanders. Technik ermöglicht stets mehr. Ohne die im Artikel zurecht kritisierte 'rationalisierte' Landwirtschaft hätte man nie so viele Menschen ernähren können. Paradoxerweise leben stets mehr, als unter den gegebenen ökonomischen Bedingungen zu jedem gegebenen Zeitpunkt problemlos ernährbar sind. Und der Verdacht liegt nahe, dass die Umstellung auf vollsynthetische Nahrung, so sie denn gelänge, die Bevölkerungsentwicklung weiter anheizte.
Das Ziel ist - kein Verzicht, jedem so viel Fleisch wie gewünscht, konsumieren nach Herzenslust, nur Kaufkraft setzt Grenzen. Einsicht in die Notwendigkeit war gestern, heute lösen wir das technologisch.
Wer immer noch ernsthaft glaubt, dieser Lösungsansatz werde in einer endlichen Welt auf ewig funktionieren, wird bald unsanft geweckt werden.