Es gibt also Menschen, die einem näher stehen, und es gibt Menschen, die einem nicht so nahe stehen. Der Unterschied leuchtet sogar dir ein, oder? Heinz und Brigitte hinter der nächsten Hauswand sind mir ebenfalls näher als jemand aus Syrien, weil ich die schon seit 20 Jahren kenne und die mir viel ähnlicher sind als Menschen aus anderen Erdteilen. Mir ist aber auch klar, dass man dir solch simple und natürliche Dinge aus dem Hirn geprügelt hat. Insofern kannst du dir deine Antwort eigentlich auch sparen.
Jo, genau auf diesen Punkt zielt natürlich die Kommunikationsstrategie. Neid und der Unwille zu helfen wird durch ein scheinbar ethisches Argument untermauert und so gerechtfertigt. Die Definition der Gruppe, die mir ähnlicher ist als andere, ist natürlich völlig beliebig und damit lässt sich von der Hilfe eliminieren, wer immer einem nicht in den Kram passt und das scheinbar ethisch völlig korrekt. Und wenn gerade weder Heinz noch Brigitte verfügbar sind, dann hat man auf diesem Weg auch eine schöne Rechtfertigung an der Hand, gar nicht zu helfen, weil man ja seine Hilfe aufsparen muss, falls doch Heinz und Brigitte auftauchen sollten. Man kann ja nicht jedem helfen, weil das ja unethisch wäre.
Vielen Dank für die schöne Beschreibung des Mechanismus! Das Problem ist nur, dass diese Kommunikationsstrategie natürlich implizit zugesteht, dass das Argument völliger Humbug und seine angebliche Rechtfertigung durch Ethik ein Pappkamerad ist. Wenn das Argument nämlich ethisch wäre, dann müsste man kein schlechtes Gewissen haben und das ganze Argument mit Heinz und Brigitte wäre unnötig. Aber probieren kann man es trotzdem, das ist klar. Der wahre Libertäre (Ayn Rand -- schon mal gehört?) treibt das Argument damit auf die Spitze, dass er sagt: Ethik ist mir egal, ich entscheide nach meinen Kriterien, wer würdig ist, meine HIlfe zu erhalten. Heinz und Brigitte sind schließlich selbst dran schuld, dass sie Hilfe benötigen.