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Avatar von Abtrünniger Zauberer
  • Abtrünniger Zauberer

mehr als 1000 Beiträge seit 26.01.2012

Feuchte Träume eines PV-Gegners?

Erstens reden wir hier hoffentlich nur von Großanlagen - für Kleinanlagen ist ein Speicher von 3 Tagen ökonomisch fragwürdig, weil der über das Jahr gesehen fast nie leer wird - und wenn er im Winter leer ist meist auch nicht wieder voll geladen wird bis er wieder leer ist. Das heißt von der tatsächlichen Akkukapazität nutzt du zum allergrößten Teil gerade mal 1/6 bis 1/3. Denn hier würde die Speichergröße am Verbrauch ausgelegt werden und nicht an der Produktion. Würde letzteres praktiziert wäre der Effekt sogar noch größer. Gerade da Panels billig sind wird ja gerne lieber mehr Panels genommen als mehr Batterie. Natürlich wäre eine 3-Tage-Batterie der Traum der Autarkie, damit bist du nämlich mit PV fast das ganze Jahr über autark. Aber ökonomisch ist das noch nicht. Selbst bei der günstigen Annahme, dass dadurch die europäischen LiFePo4-Preise sich schlagartig an US-Niveau anpassen weil wir denen die Batterien wegkaufen würden kämen wir für 36kwh immer noch auf ca. 5000€ für die Zellen, also würde die Solaranlage mit 6kwp ca. 14.000€ kosten (inklusive Installationskosten kostet PV momentan ca. 1000€/kwp - für selbstbauer auf dem Garagendach kostets eher 500€/kwp plus 800€ für 5kw-Wandler plus 100€ BMS plus Kabel plus kleinscheiß) . Mit "normaler" Batteriegröße kommst du da deutlich billiger weg. (Selbstmontage: 6.000€, Montiert: 9.000€ bzw. 4,5 bis 7 Jahren)
Deine Anlage hätte eine Amortisationszeit von 11 Jahren gegenüber einem Strompreis von 30c/kwh und der Annahme von 300 Tagen Autarkie und 65 Tagen "Winterertrag" - wohlgemerkt nur unter der Annahme, dass die Preise mit denen in USA gleichziehen. Ansonsten würde die selbe Anlage nämlich eher bei 20.000€ liegen und damit sich erst nach ca. 17 Jahren amortisieren.
Eine Anlage wäre demnach mit einem Mindestpreis von momentan 10.000€ für die Speicher belegt, bevor auch nur ein PV-Panel Strom liefern kann - das macht ökonomisch überhaupt keinen Sinn und würde bei gesetzlichem Zwang dazu führen, dass keiner mehr Solaranlagen baut. Wir brauchen aber mehr Solar, nicht weniger - egal wie viele Speicher wir bauen.

Der Vergleich hinkt aber auch bei Großanlagen. Der Kohlenbunker definiert lediglich, wie lange das Grundlastkraftwerk seine Grundlast liefern kann - löst aber nicht das Problem, dass da heißt Einspeisung != Verbrauch.

Das heißt nach deiner Lösung müssen EE für sich selbst sorgen können für drei Tage, während Grundlastkraftwerke ihren Überschuss, also obiges Problem, einfach im Ausland entsorgen dürfen.
Warum dürfen EE das selbe Problem nicht über das Ausland lösen, Grundlast aber schon? Warum willst du EE schlechter stellen als Grundlastkraftwerke?

Dazu kommt, dass die Speicherberechnung für die EE auch nicht so einfach ist wie du hier tust. Es gibt das Problem der Lastverteilung was mit Speichern aufgefangen wird und die Einspeisung tageweise glättet. Beispielsweise PV-Strom in die Nacht transportieren und Netzfrequenz stabilisieren. Und dann gibt es das saisonale Problem, welches so nicht aufgefangen werden kann - wie bspw. bei PV, dass sie von November bis Februar halt "nur" bis zu 20% ihrer normalen Leistung bringen. Da bringen dir aber auch drei-Tages-Speicher nichts.
Dagegen mit ein und derselben Technik zu agieren wird keinen Sinn haben, das muss getrennt betrachtet werden.

Also deine Idee müsste dann auch den Grundlastkraftwerken auferlegt werden und die brauchen Speicher oder Verbraucher von 3 Tagen, in die sie ihren Überschussstrom liefern können. Und was, wenn die Speicher voll laufen?

Nein, im Großkraftwerksbetrieb machen solche Rechnungen einfach keinen Sinn. PV- und Windfarmen werden Speicher bauen, wenn es sich für sie lohnt - also sie dadurch ihren erzeugten Strom teurer verkaufen können weil sie ihn bspw. um 18 Uhr anbieten.
Und das passiert erst, wenn wirklich mal es auf >100% EE-Strom hinausläuft, also mehr EE-Strom da ist als verbraucht werden kann. Das ist dann echter EE-Überschussstrom und der lohnt sich zu speichern.
Solange aber Kohle- und Atomenergie weiterhin ihre "Grundlast" liefern und ihren Überschuss ins Nachbarland verschieben wird das wohl eher nix.

Aber vielleicht wird auch das Ausland sich durchsetzen und die Speicher für Deutschland stehen in Norwegen. Technisch spricht da nix gegen.

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