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  • Sperrnix

312 Beiträge seit 30.05.2024

Re: Milchmädchenfrage

Stephan Geue schrieb am 27.09.2024 15:04:

2,5 Millionen Euro für Erdgasimporte - das ist ja mal ein konkreter Geldbetrag. Es wäre wohl sinnvoll, diesem Betrag mal die Kosten für eine installierte Leistung von 10 GW gegenüber zu stellen. Natürlich wäre das ein Vergleich zwischen Äpfel und Birnen, in diesem Fall ein Vergleich von Kosten für unterschiedliche physikalische Einheiten. Die Speicher zeichnen sich ja durch eine speicherbare Energiemenge - die im Speicher gleichwohl nicht ERZEUGT, sondern nur EINGESPEIST und später wieder ABGERUFEN wird - und eine dabei max. lieferbare Leistung über eine erwartbare Zyklenzahl aus.

Aber irgendeine Form der Bewertung ist anzustreben. Wenn wir z.B. eine Solarfarm haben, dann erntet und liefert diese nur, was der Himmel hergibt. Betrachten wir demgegenüber ein GuD-Kraftwerk mit flexibel nachführbarer Produktion entsprechend der Nachfrage, dann haben wir abgesehen von den Gaskosten und der Umweltbilanz den Idealzustand der Nachfragebefriedigung. Die Frage stellt sich also, zu welchen Kosten eine Solarfarm zur Erreichung vergleichbarer Fähigkeiten nachgerüstet werden kann. Dazu gehört offensichtlich ein Speicher. Ebenso offensichtlich ist, dass - unter der Annahme, Gas sei immer verfügbar, könne also nie sanktionsbedingt absolut abgeschnitten werden -

Nun ja, durch NS1 lief nicht mal mehr ein Luftballon voll mit Gas, als Russland diese drosselte. Was es notwendig machte, Gas auf anderen Wegen zu besorgen - zum Teil zum 10fachen Preis. Das sollte in deiner "Milchmädchenfrage" durchaus berücksichtigt werden.

die Äquivalenz zum GuD nie vollständig erreichbar ist, weil dies einen annähernd unendlich großen Speicher erforderte (Winter sind lang und dunkel). Man wird also auf volkswirtschaftlicher Ebene sinnvollerweise niemals eine Solarfarm isoliert betrachten, sondern im Verbund mit Windkraft und dem gesamten Netz. Folglich betrachtet man - so denke ich mir das als Nichtfachmann - alle EE-Lieferanten zusammen und stellt ihnen einen einzigen virtuellen Speicher zur Seite, der für Deutschland die Fähigkeit zur Befriedigung der Lastkurve durch alle Tages- und Jahreszeiten liefert (was insofern eine idealisierte Annahme darstellt, als wir keine große Kupferplatte haben). In diesem virtuellen Speicher sind sicherlich Batteriespeicherkomponenten enthalten, aber ebenso sicher auch andere Technologien. Und geht man von einer zwei- bis dreiwöchigen Winterdunkelflaute aus (anstatt der Industrie zu erklären, dass sie doch auch mal Pause machen könne in solchen Phasen), dann ist die erforderliche Speicherkapazität gewaltig: 3 Wochen sind ungefähr 504 h x 60 GW, also ca. 30 TWh. Allein auf Batteriebasis gerechnet und mit 30 Euro / kWh gerechnet ergäben das 900 Mrd. Euro. Hinzu kämen allerdings noch Gleich- und Wechselrichter, auch nicht für Kleingeld.

Das wäre also genau das Richtige für die Wumms-Denker in Berlin. Aber es scheint mir nicht der richtige Ansatz, denn diese Zahlen verschrecken erst mal jeden Menschen, und sie stellen kein Investitionsmodell dar. Ein Investitionsmodell wäre es demgegenüber, wenn man (potenziellen) Betreibern von EE-Anlagen eine erhöhte Einspeisevergütung garantierte, sobald sie ihrerseits garantierten, in einem definierten Umfang der Lastkurve zu folgen, was sie nur können, wenn sie mit Speichern nachrüsten. Ich sehe jedoch noch keine Versuche, solch einen Umfang mal zu definieren. Das könnte z.B. so aussehen - ich spinne einfach mal -, dass man verlangt, dass die pro Woche eingespeiste Energiemenge proportional der Wochenlastkurve erfolgt; was darüber hinaus eingespeist würde, erlöste geringere Vergütungen; Niedereinspeisungen zöge Strafzahlungen nach sich. Dies würde erfordern, schätzungsweise die Hälfte der Wochenproduktion einer Anlage intern speichern zu können. Mit solchen Rahmenbedingungen könnte man als Investor kalkulieren, ob sich die Sache rentiert.

Kennt jemand Überlegungen/Vorstufen für solche Investitionsmodelle? Die müssten ja irgendwo aus dem BMWi oder dieser Ecke kommen. Ich hätte eigentlich gedacht, dass Habeck eine Woche nach der vergangenen Bundestagswahl so was aus dem Hut zaubert, denn er weiß ja, dass das EEG wesentlicher Treiber der Installation von EE war; also braucht es ein vergleichbares Gesetz, um den EE den Sprung von der Ergänzungsenergie zur Basisenergie zu ermöglichen (natürlich weiß ich, dass aufgrund des Einspeisevorrangs die EE immer Basisenergie waren, aber ohne Ergänzung ging es halt bisher fast nie).

Die Überlegung ist sehr einfach: Keine Vergütung mehr, sobald die Marktpreise negativ werden - auch nicht für abgeschaltete Anlagen. Dann liegt es an den Betreibern, ob sie eben in der Zeit nichts verdienen oder ob sie Speicher bauen, um den Strom zu anderen Zeiten zu verkaufen. Dazu braucht es kein vergleichbares Gesetz wie das EEG.

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