Mal abgesehen von der Frage, wie eine weniger verfehlte Energiewende aussehen würde, ein paar Punkte zu diesem Artikel:
1. Die Quelle. Man darf sich schon die Frage stellen, ob eine Fachzeitschrift für den Finanzmarkt die richtigen Fragen an die Energiewende stellt. Und zwar nicht mal, weil sie da eine versteckte Agenda oder Ähnliches hätten, sondern weil sie zielgruppengemäß die Probleme unter einem bestimmten Blickwinkel betrachten, nämlich der der Rentabilität einer möglichen Investition. Diese Frage stellt sich aber nur bedingt, weil die Energieversorgung nur dann ein Marktproblem wird, wenn es über den Markt gelöst werden soll. Das führt uns direkt zu Punkt
2. Die Prämissen. Der Bericht geht davon aus, dass sich am bestehenden Modell der Energieerzeugung nichts ändert: einige wenige Großkonzerne und ein paar Stadtwerke betreiben alle Kraftwerke, die großen Netzbetreiber sorgen für Distribution und Netzstabilität. Wenn Herrn Alts Vorhersage zutreffen sollte, dann wird die Energie in Zukunft nicht mehr zentral erzeugt und danach verteilt, sondern möglichst lokal. Damit erübrigen sich bereits zwei der wichtigsten Kritikpunkte: lokale Genossenschaften kommen über individuelle Kleinkredite für die Primärkosten auf, massiver Netzwerkausbau erübrigt sich—für die Bevölkerung.
Da sich damit die (vergleichsweise überschaubaren) Gesamtkosten für ein kommunales Kraftwerk auf mehrere Banken verteilt und dazu die Gewinne und laufenden Kosten relativ gut vorhersagen lassen sollte das wesentlich reibungsfreier ablaufen als Planung, Bau und Betrieb eines neuen Großkraftwerks.
Für die Industrie stellen sich andere Fragen, die werden aber auch von der Industrie gelöst werden müssen.
Die industrielle Herstellung von Wasserstoff ist allerdings tatsächlich ein Irrweg. Selbst wenn die Primärenergie für die Elektrolyse im Rahmen von Überschussproduktion der erneuerbaren Energien zur Verfügung stehen würde sind Lagerung und Kühlung so ineffizient, dass wir mit Batterien geringer Dichte besser bedient wären. Wie sollen die neuen Pipelines eigentlich funktionieren, mit Flüssiggas oder einfach nur Druck?