leachim200 schrieb am 14.04.2018 09:26:
Windmühlen sind unwirtschaftlich. Welch eine Erkenntnis. Man hätte mich nur vor 20 Jahren Fragen müssen.
Damit steht die Windmühlenproduktion vor dem Aus. Dabei sind die Investitionen noch gar nicht abgeschrieben.
als Wind-Insider (36 Jahre Konstruktion Berechnung Management Dozent..) sag ich dazu:
1. Ist nicht pauschal richtig. Zitat aus dem Hauttext: "Im Durchschnitt hatten die Solargebote bei 4,82, die Windgebote jedoch bei 7,23 Cent gelegen."
Stromerzeugung für 7,23cent/kWh ist völlig im Rahmen des normalen. Billiger kanns Kohle & Kern auch nicht.
2. Der Erzeugungspreis ist ja nur ein Teil des Strompreises wie er beim Endkunden ankommt. Beispiel meine Stromrechnung: Grundgebühr 2,80E/Monat plus Stromerzeugung 6,65 c/kWh plus Durchleitungsgebühr 5,51c/Monat plus Durchleitungsgebühr 3,61 c/kWh plus Stromsteuer 2,79 c/kWh. Alles für Windstrom von Helsingin Energia. Wäre der Erzeugungspreis höher würde das nur zur Hälfte durchschlagen auf mich als Endkunden. Und wer da dick absahnt sind die Netzbetreiber.
3. Die Windkraft ist politisch im Preis gepresst worden und NICHT TECHNOLOGISCH billiger geworden. Die Anlagen die jetzt billig verkauft werden sind dieselben wie vor 5 Jahren wo der Preisdruck noch nicht war.
Allein bei Offshore ist eine Preisreduktion aber die kommt wie schon immer vorhergesehen, aus der Lernkurve beim Implementieren neuer Techniken und grösserer Serien. Offshore ist auch jetzt am "Ende der Fahnenstange".
Die vermeintlich technologischen Fortschritte sind die Antwort der Windkraftindustrie auf den Preisdruck, dem sie nachgeben MÜSSEN ob sie wollen oder nicht. Da kommt man am Besten raus indem man sagt: "ja klar können wir noch runter im Preis, wir sind doch soooo schlau, technologisch führend" und man hofft dass der Konkurrent eher Pleite ist als man selber. Und man geniesst (speziell in Dänemark) geldwerte Vorteile und versteckte Förderungen. Oder schiebt das Geld im Konzern von einer guten Ecke in die Verlust machende Windkraftabteilung.
Diese Situation bestätigt auf den ersten Blick deine Aussage mit "unwirtschaftlich" aber beim Betrachten der Zahlen sehen wir dass Wndkraft nicht nennenswert teurer ist als K&K. Somit nicht unwirtschaftlich, aber in den Ruin gepresst durch ein perverses Börsensystem für Strom. "Der billigste gewinnt" kann man mit Tomaten auf dem Markt machen aber nicht mit Stromerzeugung.
4. EE verdienen generell höhere Strompreise da die Auswirkungen weitgehend neutral sind. K&K haben durch CO2 und Luftverschmutzung und Risiko deutliche Nachteile die man sogar ganz gut in Geld umrechnen kann, siehe Prof. Hohmeier. Tun wir eine Schadensteuer auf Kohle (und ggfs eine Risikosteuer auf Kern), wird Wind automatisch konkurrenzfähiger, siehe Dänemark.
5. Wind- und Solarenergie waren seit 1980 eine ständige Existenz-Vernichtungs-Maschinerie. Über 100 Windfirmen sind Pleite gegangen, viele hielten nur 1-2 Jahre. Tausende von Ingenieuren haben unschuldig ihren Arbeitsplatz verloren. Sie werden dann von Personalern auch noch beschimpft als "na sie Zigeuner, haben Sie wohl nie lange ausgehalten, was?!" Und wird der Windmann durch Konkurs, Firmenschliessung, Firmenverlegung nach Bangalore... arbeitslos, so heisst es " na, da haben Sie also Arbeitslosengeld bezogen, wars denn schön in Mallorca, sich mal auf Kosten der Allgemeinheit amüsieren..." und wenn er der Arbeitslosigkeit entkommen will und macht sich selbständig kann er irgendwo Rasen mähen für Mindestlohn.
Ich werde nicht müde diesen sozialen Misstand anzuprangern!
Auch wenn ich hier bei TP regelmässig viel rot bekomme. Windkraft ist nicht per se sozial gut. Die niedrigen Erzeugungskosten bezahlen die Arbeitnehmer mit geringerem Lohn, Unbill (siehe die Firma die Betriebsräte verhinderte, war hier auch in TP). Und mit einem völlig unsicheren Arbeitsplatz. Es herrscht Chaos, Kommen und Gehen, die Geschäftsführer wechseln wie die Fussballtrainer, die Firmen werden aufgekauft, integriert, ausgegliedert, von Investoren übernommen, klein geschlagen in "Profit-Center".
Mein eigentlicher Punkt: Windkraft muss so teuer sein dass die Windfirmen damit ganz normal funktionierende Firman aufbauen können und ihren Mitarbeitern normale und sichere Arbeitsplätze bieten können.