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  • Goerlitzer

mehr als 1000 Beiträge seit 30.11.2007

Interessant ist die deutl. Steigerung des Mindestlohns. Worum könnte es gehen?

Von aktuell 9,60 Euro auf demnächst 12 Euro, - das ist schon eine Ansage.

Dass die 3 Parteien nicht unbedingt Gutherzigkeit gegenüber Geringverdienern antreibt, unterstelle ich einmal.

Wahrscheinlich will man in der aufkommenden Debatte über die Inflationsentwicklung, speziell auch die Entwicklung der Wohnungskosten, politisch etwas die Luft herauslassen. "Auf die Preisentwicklung haben wir leider keinen Einfluss, aber immerhin haben wir deutlich den Mindestlohn erhöht", wird man wahrscheinlich bald hören.

Es gibt aber sicher auch makro-ökonomische Überlegungen, die wohl vor allem mit der als dringlich erachteten Mobilisierung zusätzlicher Arbeitskraft zusammenhängen:

1. Der Abstand zwischen Transferzahlungen (Renten, ALG II, Müttergeld usw.) und Lohnleistungen wird vergrössert und das soll neue Impulse für eine Arbeitsaufnahme schaffen.

2. Die Kapitalkonzentration wird forciert. Der Dorfladen z.B. kann sich den Mindestlohn nicht leisten und macht zu. Die bisherigen Beschäftigten bewerben sich bei Aldi, Lidl usw. in der nächsten Stadt.

3. Deutschland verbessert gegenüber anderen kapitalstarken Ländern sein Standing in der Konkurrenz um ausländische Arbeitskräfte. Gewünscht sind natürlich vor allem "sozialversicherungs-freie" EU-Entsende-Arbeitnehmer, die aktuell u. a. durch Lohnsteigerungen in ihren Heimatländern nicht mehr in gewünschtem Masse wanderungswillig sind.

Vieles spricht dafür, dass den Begünstigten, denen man rechts einen höheren Mindestlohn in die Hosentasche steckt, dieser durch Preissteigerungen aus der linken Hosentasche wieder herausgezogen wird. Trotzdem ist das einen spannende Geschichte.

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