Das fand ich sehr schön erklärt, warum es in den mutmaßlich meisten Betrieben überhaupt keinen Betriebsrat gibt:
In (deutschen) Betrieben wird gerne das Bild einer Betriebsfamilie gepflegt. Dass dabei die Arbeitnehmer als Kinder vorkommen, scheint sie nicht zu stören. Es passt auch zu ihrer Rolle: Sie bewegen sich schließlich in einer ähnlichen Abhängigkeit wie Kinder von ihren Eltern. Der Unternehmer oder die Geschäftsleitung geben in diesem Bild den Familienpatriarchen ab, der einerseits das Sagen hat, andererseits auch der sorgende Vater sein soll, der sich um das Wohl aller kümmert.
So wird eine Gemeinschaftlichkeit vorgegaukelt, die sich in modern geführten Betrieben auch als eine Form der Gleichberechtigung darstellen mag, wobei sich jedoch schnell herausstellt, dass einige gleicher sind als andere. Schließlich geht es zwar allen um den Erfolg des Unternehmens, aber der stellt sich für die Beteiligten recht unterschiedlich dar.
Woher mag das kommen, diese sagen wir mal Mentalität, und klafft im Artikel nicht ein bemerkenswert blinder Fleck? Das Überspringen einer insbesondere im Hinblick auf die betrieblichen Arbeitsabläufe einschneidenden Zeit, in der Betriebsräte zu Betriebszellen der unter dem Dach der die verbotenen Gewerkschaften ersetzenden Deutschen Arbeitsfront wurde ist nicht hilfreich. Die bei genauerem Hinschauen auffällige Ähnlichkeit in der zeitgenössischen "Menschenführung" sowohl im Arbeitsleben der Massen, als auch in der Abfertigung der den sozialen Frieden bescherenden Institutionen.