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  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Wenn die Kuh vom Eierlegen schwafelt

Ich wette, das der gute Suitbert Cechura keinen einzigen Tag seines Lebens in einer richtigen Firma gearbeitet und sein Geld nur durch Schwafeleien verdient hat.

In (deutschen) Betrieben wird gerne das Bild einer Betriebsfamilie gepflegt. Dass dabei die Arbeitnehmer als Kinder vorkommen, scheint sie nicht zu stören. Es passt auch zu ihrer Rolle: Sie bewegen sich schließlich in einer ähnlichen Abhängigkeit wie Kinder von ihren Eltern. Der Unternehmer oder die Geschäftsleitung geben in diesem Bild den Familienpatriarchen ab, der einerseits das Sagen hat, andererseits auch der sorgende Vater sein soll, der sich um das Wohl aller kümmert.

Ich weis nicht, wie man zu so einer absurden Einstellung kommen kann, außer wenn man als Klassenkrämpfer nie den Salon verlassen hat, um sich mit der Realität auseinanderzusetzen.
Auch Angestellte sind Unternehmer und zwar in eigener Sache. Sie stellen ihre Arbeit für die im Arbeitsvertrag beschriebene Leistung und der zur Verfügungstellung ihrer Arbeitskraft. Wenn sich die Ware nicht so toll verkauft, wie jetzt z.B. die Mode, bekommt der Arbeitnehmer trotzdem sein volles Gehalt (wenn keine Gewinnbeteiligung vereinbart wurde), während die Miesen als unternehmerisches Risiko beim Unternehmer landen.
Im Gegensatz zu einer Familie, haben die Arbeitnehmer jederzeit die Freiheit zu gehen und sind nach der vertraglich vereinbarten Kündigungszeit dann auch weg.
Wenn die Firma also nicht die letzte Lulliklitsche ist, hat die Betriebsleistung ein großes Interesse die guten Leute zu halten und Probleme zu klären, bevor die Arbeitnehmer ihre Kündigung auf den Tisch legen.

Das Ersetzen einer Fach- oder Spitzenkraft kostet auch dem Unternehmen viel Geld. Neben dem ganzen Anzeigen und Bewerbungsgehampel, schlägt noch viel teurer die Einarbeitungszeit zu Buche.
Es gibt sogar Leistungsträger, die praktisch unkündbar sind, weil der Laden ohne sie garnicht mehr läuft oder deren Weggang extreme Kosten verursachen würde.

Jenseits einer Kleinstklitsche, be denen man abends noch mit dem Chef abhängt und Wünsche oder Probleme direkt klären kann, ist der Betriebsrat eine äußerst wichtige Einrichtung für die gegenseitige Kommunikation.
Die Dinger sind eine Stütze unseres Wohlstands, solange man sich da keine Politiker ins Nest setzt, die ihre Stellung für das Eigenmarketing oder persönliche Feldzüge misbrauchen.

Nebenbei haben auch die Angestellten den Wunsch, sich in ihrem Betrieb wohl zu fühlen, denn in letzter Konsequenz verbringen die dort einen erheblichen Teil ihrer Lebenszeit. Wenn das nur mit dem permanenten Blick auf den Lohnzettel klappt, läuft etwas verkehrt.

Weil von einer ständigen Schädigung der Beschäftigten durch Leistungssteigerungen, Lohnsenkungen oder Entlassungen auszugehen ist, soll durch die Beteiligung von Betriebsräten sichergestellt werden, dass diese Härten friedlich über die Bühne gehen. Protest, Beschwerde und Schimpfen auf die Betriebsleitung sind erlaubt, solange das folgenlos bleibt und die Arbeitnehmer sich in das fügen, was der Betriebsrat für sie ausgehandelt hat.

Welches Kraut muss man dafür geraucht haben? Fakt ist, dass es in unserer Gesellschaft und damit auch in den Behörden und Betrieben eine ständige Veränderung der Anforderungen und einen entsprechenden Anpassungsdruck gibt.
Mit der seeligen DDR-Produktivität der 80'er Jahre kann keiner einen Blumentopf mehr gewinnen. Werkelt jetzt der Werker an den 80'er Jahre Maschinen doppelt so schnell? Das ist natürlich quatsch. Auch erwartet man heute von einer Verwaltung etwas anderes, als Lochen, Stempeln und Abheften. Auch dort rennen jetzt nicht die Büroboten im Olympia-Tempo durch die Gänge. Klar, das wäre ja alles auch recht merkwürdig, in Zeiten von Internet und E-Mail.
Auch der blöde Kunde will ja seine Ware am Besten morgen in der Hand halten und nicht erst in 3 Wochen. (Oder 10 Jahren. Die reguläre Wartezeit für einen Trabi nach der Bestellung.)

Das alles muss natürlich sein, damit Deutschlands Stellung als Exportweltmeister und Wirtschaftsmacht gesichert wird – im Kampf mit ökonomischen Konkurrenten und politischen Rivalen.

Das mit dem Exportweltmeister ist schon lange her. Das war kurz vor der Wiedervereinigung und dann nochmal kurz von 2003-2008.
Die ganze Sache hat schon mächtig Patina angesetzt.
Real haben wir im großen Stil nur in den letzten Jahrzehnten Arbeitsplätze exportiert.
Wenn man die reine tätigkeitsbezogene Wertschöpfung betrachtet, dann sieht es sehr trübe aus, denn ein erheblicher Anteil unseres Exportüberschusses ist rein buchhalterischer Natur.

Unser wirkliches Problem sind nicht die bösen Arbeitgeber, dies sich schon freuen, wenn 5% Rendite für das investierte Kapital dabei herumkommen, sondern die fehlende Wirtschaftspolitik und die hohen Abgabenquoten für Linkspolitik und Schwafler.
Nein, gute Voraussetzungen für konkurenzfähige Lohnarbeit haben wir hier nicht mehr.

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