Die Spindoktoren haben ja nun, neben den Menschenrechten, Demokratie und Völkerrecht eine neue Waffe entdeckt, die sie für ihre Geopolitik und gegen die autoritären Staaten in Stellung bringen können.
Ungeachtet der Tatsache, dass der Wertewesten selbst für 80% historischer CO2-Produktion verantwortlich zeichnet und noch heute der Pro-Kopf-Verbrauch an fossilier Energie eines Chinesen bei der Hälfte eines US-Amerikaners und auch unter der eines Deutschen liegt, sind diese Länder die Bösewichte.
Warum? Weil die Chinesen nicht von der bösen Kohle lassen wollen. Und der böse Putin ist selbst Grund genug. Und so möchte die EU-Kommission langfriste Verträge auf dem Gasmarkt nicht mehr zulassen und die Grünen setzen alles daran Nordstream 2 zu verhindern.
Weil es gut für das Klima ist? Jetzt hört man, dass, nachdem die Gasspeicher im Sommer wegen Sonnen- und Windmangel leer gefahren wurde, die Gaspreise explodieren und darum die Gaskraftwerke runter und die noch arbeitenden Kohlekraftwerke angeschaltet werden. Eher schlecht fürs Klima, würde ich sagen. Aber das stört die pseudomoralischen grünen Energiepolitiker nicht, die sich vor den geopolitischen Wagen spannen lassen.
Solange wir kein Backup für die regenerative Stromerzeugung haben, brauchen wir das Russengas. Vor 20 Jahren hat der lange verstorbene Hermann Scheer genau dieses gefordert und passiert ist nichts. Heiner Flassbeck fragt nicht ohne Grunde, was nützt uns die zweifache oder dreifache Menge an Wind- und Sonnenenergie im Winter in einer Dunkelflaute? Schon die einfache Menge nützt uns nichts - und doppelt oder dreifach ergibt immer noch nichts.
Aber statt sich um die Speichertechnologie zu kümmern, macht man lieber Streit mit Putin und sägt an Nordstream 2 und damit am Ast, auf dem wir alle sitzen. Und darum hoffe ich, dass Klaus Ernst auch dies im Blick hat und dagegen hält.