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  • Guckstu

mehr als 1000 Beiträge seit 18.03.2024

Der Westen kann ganz super "sowohl als auch"

Deutschland. "Wandel durch Annäherung", und selbst als das an seine Grenzen gestoßen ist, immer noch ganz pragmatisch und zum nationalen Vorteil Gasimporte aus Russland.
Und als Russland das Gas als Hebel zur Erpressung nutzen wollte, hat man genauso pragmatisch und zum nationalen Vorteil andere Lieferquellen gesucht; selbst die C-Parteien haben das unterstützt, selbst aus der Opposition heraus und obgleich sie sich kaum je darum geschert haben, ob die Politik, die sie da bekämpfen, dem Land nützt oder nicht!

Frankreich. "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit", aber Militärdiktaturen unterstützt, um weiter Uranbergbau betreiben zu können.

Alle Kolonialmächte. Ganz pragmatisch Sklaverei, mal schlecht, mal schlimm, mal so richtig übel; die Einzigen, denen man tatsächlich aus ideologischen Gründen Gegenwind gemacht hat, waren die Belgier, die mussten die Kongogräuel beenden, und selbst das kam aus internationalem Druck, nicht aus eigener Einsicht.
In Belgien ist man damit ganz pragmatisch umgegangen; dieser Mistkerl von König, der dafür verantwortlich war, ist immer noch eine verehrte Figur mit Museen und und Denkmälern, inklusive solchen, bei denen dankbare Neger ihrem Herrscher huldigen. Widerlich, aber genau die Sorte Pragmatismus, die der Artikelautor als Vorteil der ostasiatischen Kultur sieht.

Nee, die Grundthese verwechselt unsere Wünsche mit der Realität.
Wir WÜNSCHEN uns eine menschenfreundlichere, von rechtsstaatlicheren Prinzipien geleitete Außenpolitik. Wir VERABSCHEUEN die Realpolitik, wo sie zum eigenen Vorteil Kompromisse abschließt.

Und doch:
Baerbocks Beharren darauf, Menschenrechte zumindest anzumahnen, wird als inkompetent geschmäht. Auch und gerade hier im Forum, auch und gerade von Leuten, die anderswo Prinzipientreue anmahnen.
Als Russland die Krim annektiert hat, hatte man auch hier im Forum viel Verständnis dafür, und das nicht nur von Seiten der prorussischen Trolle.
Selbst wir, die wir gerne prinzipienfest wären, sind es nicht. Wir sind allesamt viel pragmatischer, viel mehr sowohl-als-auch, viel "fernöstlicher", als uns der Autor weismachen will.

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