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mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Mit der Bezeichnung "Nazi" soll ja ...

... der politische Opponent direkt aus der Debatte gekegelt und gleichzeitig bar jeden Mitleids entmenschlicht werden.

Das ist etwas schwierig zu erklären, weil politisches Tabu.
Im Grunde ist es aber ein einfacher Sachverhalt, basierend auf unserer "historischen Verantwortung" und dem damit verbundenen Tabudenken: "ein Nazi kann keinen Beitrag zur Gesellschaft leisten." Ebenfalls ins gleiche Horn stößt "Rassismus ist keine Meinung". Diese Tabus sollen EIGENTLICH verhindern, dass sich rassistisches oder nazistisches Gedankengut breitmachen kann. Allerdings sind sie längst über diese engen Beschränkungen hinausgewachsen und zu "Allzweckwaffen" geworden, die großzügig eingesetzt werden.

Damit sind politische Auseinandersetzungen in vielen Bereichen aber unmöglich geworden. Wann immer eine Debatte auf die Theke gelegt wird, werden relativ schnell die Partizipierenden eingeteilt in "pro der politischen Meinung" und "contra der politischen Meinung". Und weil sich in den letzten 2 Dekaden der für die Demokratie notwendige Meinungspluralismus verengt hat auf die eine "politische öffentliche Meinung", sind irgendwie alle Menschen, die Contra geben, stets bereits mit einem Fuß "Nazi". Sind sie dann auch noch vehement bei der Verteidigung ihres politischen Standpunkts, werden sie immer wieder mit dem Nazivorwurf konfrontiert, bis die öffentliche Meinung den Standpunkt vertritt, der Opponent sei eben ein Nazi.

Nun ist es aber so: "Nazis können keinen Beitrag zur Gesellschaft leisten". Das gleiche gilt für Rassisten, Antisemiten und ist inzwischen auch erweitert worden auf "Corona-Gegner", "Corona-Leugner", "Impfgegner", "Impfkritiker", "Verschwörungstheoretiker" usw usf. Also der ganze Strauß politische Opponenten, ob sie tatsächlich dann in eine der Schubladen passen oder kurzerhand dorthinein sortiert worden sind mangels sonstiger Möglichkeiten zur Diskreditierung, ist völlig unerheblich. Unsere politische Debattenkultur ist derart degeneriert, dass man nur dann nicht in eine diskreditierende Schublade gesteckt wird, wenn man streng der politischen Vorgabe folgt. Wer das nicht tut, landet eben in einer Schublade. Und wer besonders vehement auftritt, wird mit "Nazi" abgeurteilt.

Der Nazivorwurf heute ist vergleichbar mit dem mittelalterlichen Vogelfreiurteil. Einmal zum Nazi erklärt, darf jeder straffrei draufschlagen.

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