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  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Nichts gelernt?

In einer ersten Annäherung an mein Thema möchte ich klarstellen, dass aus meiner Sicht eine Gesundheitsversorgung dann als "gerecht" anzusehen ist, wenn sie gleichen Zugang für alle Bürger gewährleistet und für Diagnostik und Behandlung allein Art und Schwere der Krankheit entscheidend sind, und dass sie als "solidarisch" qualifiziert werden kann, wenn jeder Bürger entsprechend seiner finanziellen Leistungsfähigkeit in die Krankenversicherung einzahlt und entsprechend seinem individuellen Bedarf medizinische Leistungen erhält.

Also in Deutschland steht jedem, egal ob er je eine Leistung für die Gemeinschaft oder die GKV gemacht hat, die Leistungen der GKV offen, die für 89% der Bevölkerung das Maß aller Dinge sind. Eine verkürzte Lebenserwartung aufgrund armutsbedingter, schlechterer Krankenversorgung (gegenüber den Durchschnittsbürger) gibt es nicht in Deutschland.
Es ist sogar so, dass das Prekariat weit überdurchschnittliche Gesundheits- und Sozialkosten verursacht.

Meine Position ist dagegen: Die Arztpraxis sollte keine Kaufhalle, Krankenhaus und Klinik sollten kein Supermarkt und die Gesundheit darf keine Ware sein, sondern ist ein Menschenrecht!

So, so. Am Ende des Tages muss den ganzen Zauber aber jemand finanzieren.
Das Gros der arbeitenden Bevölkerung drückt zwischen 14,6%-16,3% seines Bruttolohns an die Krankenkasse ab. Das reichte aber 2022 hinten und vorne nicht, so dass der Bund noch 14 Mrd. € reinkippen musste. D.h. so rein nominal ein Fixbetrag von ~1300 € pro steuerpflichtigen Bürger. Real wird das natürlich alles über Schulden und Unterfinanzierung von anderen Bereichen, z.B. der Infrastruktur gemacht.
Da kommen auf die Bürger noch ganz andere Rechnungen zu.
Vergleicht man (West-)Deutschland mit den westlichen und nordlichen Nachbarstaaten, läßt sich feststellen: So gammlig, wie bei uns, sieht es bei denen nicht aus.

Bei der üblichen Einteilung der Bevölkerung in fünf Einkommensschichten bestand zum Beispiel 2007 in Deutschland zwischen der reichsten und der ärmsten Einkommensposition ein Unterschied von 10,8 Lebensjahren bei Männern und 8,4 Lebensjahren bei Frauen1. Diese Differenz entspricht in ihrer Größenordnung der unterschiedlichen Lebenserwartung, wie sie zwischen Rauchern und Nie-Rauchern bei uns festzustellen ist.

Wobei man feststellen muss: Das Rauchen ist Prekariatssport. Je höher die soziale Schicht, desto geringer der Anteil der Raucher. Und es ist ja nun wirklich nicht so, dass man die Hartz'ler zum Rauchen zwingen müsste.

Während in den armen Ländern und den Schwellenländern die durchschnittliche Lebenserwartung mit dem durchschnittlichen Einkommen pro Kopf der Bevölkerung korreliert und entsprechend ansteigt, ist seit Anfang der 1990er-Jahre bekannt, dass diese Korrelation in den reichen Ländern nicht festzustellen ist. Hier sind die durchschnittliche Lebenswartung und viele weitere gesundheitliche und soziale Parameter mit dem Grad der sozialen Ungleichheit in diesen Ländern korreliert

So, so, da wechselt man einfach den Bezugspunkt.
Und gerne vergisst man dabei folgendes:
1.) Es wird immer ohne die geldwerten Vorteile gerechnet. So ist die "soziale Ungleichheit" nach der Umverteilung in Deutschland wesentlich geringer.
2.) Es werden gerne Einkommen und Vermögen durcheinander geworfen.
3.) Würde man einfach einmal den realen Wohlstand der Unterschicht in Deutschland mit dem Wohlstand im Gros der Länder dieser Welt vergleichen, wären die im Mittelschichtsbereich. Ups.
4.) Durch den fröhlichen Wechsel des Bezugspunkts gehen wesentliche Informationen verloren:
a.) Wie sieht denn die Lebenserwartung in Vergleich zu den jeweiligen Schichten in den armen Ländern und den Schwellenländern aus? Das wäre doch eine angemessene Betrachtungsweise.
b.) Auch wird hier gerne verdrängt, dass in diesen Ländern die soziale Ungleichheit viel geringer ist. Ups. Das passt ja garnicht in die Erzählung.

Und das Wesentliche zum Schluss:
Die Agenda 21 und das Hartz-System wurde eingeführt, weil man diesen Korrelationen, die keine Kausalitäten sind, glauben schenkte.
Das Hartz-System basierte auf dem dänischen Sozialsystem. (Das mit der geringen sozialen Ungleichheit.)
Man setzte einfach das Prekariat mit den Arbeitslosen gleich und meinte es damit zum Verschwinden zu bringen.. Statt dessen zog man die Arbeitslosen zum Prekariat herunter.
Da wurden keine Lahmen gehend gemacht.

Und unsere schwedischen Freunde? Die glaubten auch an diesen Unsinn und luden sich kräftig Migranten ins Land. Heute haben die ihre Rinkeby.

Nein, bei der lustigen Gleichung fehlt das wichtigste: Der Mensch.
Und die Menschen sind nunmal nicht alle gleich.
Auch die kostenlose Gesundheitsversorgung, großzügigen Sozialleistungen und kostenlosen Bildungsangebote schaffen nicht zwangsläufig Gleichheit und Wohlstand für alle.
Es ist viel mehr so, dass die hohe Abgabenlast, verbunden mit der billigen Konkurrenz aus dem Ausland ein Teil des Problems ist.

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