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  • notting

mehr als 1000 Beiträge seit 01.06.2004

D-Ticket ist weder sozial noch tut es dem Klima nennenswert was gutes

Schon im Frühjahr war dem Minister, wie berichtet, vorgerechnet worden, dass das Monatsticket auch für 29 Euro angeboten werden könnte, ohne dass der Zuschussbedarf höher wäre. Der Grund: Der günstigere Preis ließe noch deutlich mehr Menschen zugreifen.

Die meisten die ich kenne würden für einen besseren ÖP(N)V sogar mehr zahlen als es vor dem D-Ticket gekostet hat. Allerdings müsste dann viel mehr ÖP(N)V fahren, was für die Umwelt konktraproduktiv ist.

Das D-Ticket ist IMHO auch zutiefst asozial:
- Man bekommt es nicht mit Schufa-Eintrag bzw. bekommt es auch nicht gegen kleinen Kostenaufschlag ggü. dem Abo. Im Gegenteil, ggf. kann man den Zuschuss den man als Mitarbeiter bekommen würde nicht nutzen bzw. muss die auch ohne AG-Zuschuss _viel_ teureren Verbundtickets nutzen. Wer einen Schufa-Eintrag hat, hat i.d.R. schon genug finanzielle Probleme.
- Da gewisse Ökos quasi alles für eine Wohnung mit guter ÖPNV-Anbindung zahlen, haben finanziell schwächere eben große Schwierigkeiten, vernünftig mit dem ÖPNV ans Ziel zu kommen.
Selbst auf Dienstreisen ist es bei mir schon innerhalb von Großstädten passiert, dass ich mit dem fahrplanmäßigen ÖPNV (also ohne Verspätungen, was aber unrealistisch ist) zur Rushhour 3x länger gebraucht hätte als ich dann real mit dem Auto gebraucht habe. Denn selbst in Randbereichen von Großstädten sieht's oft schon übel aus.
- Man kann es selbst ohne Schufa-Eintrag nicht spontan kaufen, z. B. nicht während des laufenden Monats und nur bis zum Monatsende laufen lassen, schon garnicht mit Mitarbeiterzuschuss. Dadurch sind vor allem diejenigen gearscht, die nur sehr gelegentl. ins Büro müssen weil z. B. Home-Office oder man meist mit dem Rad fährt, also die Umwelt schont in dem sie generell weniger mit Kfz fährt.
- Beim D-Ticket gibt's anders als bei div. Verbund-Abos keine Mitnahmeregelungen und z. T. gilt es nicht für Strecken, auf denen Verbund-Abos gelten.
- Das D-Ticket kann man nur an Orten mit gutem ÖPNV sinnvoll verwenden. Ich würde z. B. ca. 100% länger zur Arbeit brauchen, obwohl ich hier in einer Hochschulstadt an der Hauptstr. wohne. Die gesparte Zeit nutze ich lieber um mehr zusätzl. freie Tage zu haben und mich um meine Angehörigen zu kümmern. Je nach dem können solche Zeitverluste dazu führen, dass der Pflegedienst öfters zu den Angehörigen kommen muss, weil man durch den Unsinn nicht genug Zeit hat -> schlecht für die Umwelt.
- Mit einem BEV-PKW kann man EE besser für Mobilität nutzen (bzw. auch die Stromnetze entlasten), insb. wenn man Opfer des Solaranlagen-Zwangs wurde, für deren Strom man kaum was bekommt. Stationäre Akkupuffer wurden aus Kostengründen mehr Platz pro Kapazität einnehmen als in BEV-PKW. Zudem gäbe es 2x Ladeverluste, wenn aus Akkupuffer in BEV-Akku lädt. ÖP(N)V-Fahrzeuge tragen höchstens soviel Akkukapazität mit, wie sie wirklich brauchen, können also deswegen nicht wirklich netzdienlich laden.
Durch Parkplätze zwischen Straße und Gebäude hat man zudem auch weniger Lärmreflexionen (=niedrigerer Lärmfaktor) und weniger Hitzestau.
Trotzdem wird das Vorhandensein einer Zwangs-Solaranlage wenn man ein D-Ticket bucht überhaupt nicht berücksichtigt.
- Zudem kann man einen BEV-PKW viel effizienter beheizen durch Sitz-/Lenkrad-Heizung. Bei ÖP(N)V-Fahrzeugen gehen zudem ständig Türen auf und zu. Was ich schon in ÖP(N)V-Fahrzeugen herumgesessen bin, wo ständig während klimatisiert wurde die Türen auf und zu sind, obwohl klar war, dass man nicht losfahren kann, weil Personal fehlt... Bei BEV-PKW macht man das eher nicht.
- Mal ganz abgesehen davon, dass z. B. bei uns praktisch gleichzeitig 2 SPNV-Ausschreibungen gestartet wurden und das Resultat ist, dass wir, wo am Bhf. bis vor 10 Jahren elektr. Fernzüge gehalten haben (komplett elektrifizierte Strecke) im Gegensatz zu allen anderne Nebenstrecken des Landkreises keine Akkuhybrid-Triebwagen bekommen, sondern weiter Diesel-Triebwagen fahren. Selbst wenn man nicht mit dem SPNV zum nächsten ICE-Bhf. will, _muss_ man den größten Teil der Strecke mit Diesel-ÖPNV-Fahrzeugen zurücklegen, wenn man eben nicht mit dem Auto fährt. Nicht mal von Akku-Bussen ist hier irgendwo die Rede.

notting

PS: Kommt mir nicht mit dem Argument, dass immer mehr Menschen in Metropolen leben. Z. B. in https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1176016/umfrage/einwohnerzahlen-der-deutschen-metropolregionen/ wird z. B. die Metropolregion Offenburg mit >400k Einwohnern genannt. Der ÖP(N)V dort ist eher abgesehen von wenigen Konstellationen lachhaft.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (07.11.2023 16:48).

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